Maler, Dichter und Schiele-Porträtist asdasd

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Die Kunsthistorikerin Monika Faber begab sich auf eine Entdeckungsreise nach den verwehten Spuren eines schon zu Lebzeiten vergessenen Künstlers.

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Die Kunsthistorikerin Monika Faber begab sich auf eine Entdeckungsreise nach den verwehten Spuren eines schon zu Lebzeiten vergessenen Künstlers.

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Seine Schiele-Porträts sind durch die expressive Haltung der Hände des Malers und strenge Komposition die interessantesten, die überhaupt von Egon Schiele gemacht wurden. Möglicherweise wurden sie Zeichnungen nachgestellt. Der Fotograf hieß Anton Josef Trcka, signierte aber seine Bilder als "Antios" und war bisher kaum mehr als eine Fußnote in der Schiele-Literatur. Monika Faber, Kunsthistorikerin und Kustodin der Grafik- und Fotografie-Sammlung des Museums Moderner Kunst in Wien, entreißt mit ihrer Monographie "Anton Josef Trcka 1893-1940" nicht nur eine interessante Persönlichkeit der Vergessenheit. Ihr Buch ist auch Dokument einer abenteuerlichen Spurensuche nach dem wenigen, was überlebende Verehrer seiner Kunst über Trcka noch mitteilen konnten. Der 1893 geborene Dichter, Maler und Fotograf starb kurze Zeit nach der Zustellung einer Vorladung zur Gestapo am 17. März 1940 in Wien an einer Gasvergiftung. Möglicherweise wollte man ihn wegen seiner Zugehörigkeit zum verbotenen tschechischen Kulturverein TOK vernehmen. Trckas Freunde und Bewunderer entfernten nur wenig aus dem Atelier, um dessen Originalzustand zu erhalten, und benützten es für Zusammenkünfte und als Versteck für untergetauchte Juden, bis es beim ersten Bombenangriff auf Wien zerstört wurde.

Das Leben des in Wien geborenen, aus einer mährischen Bauernfamilie stammenden Trcka war eine endlose Kette von finanziellen Schwierigkeiten und wenigen Erfolgen gewesen, und als er mit nur 47 Jahren starb, war er fast vergessen. Über die Beziehung zwischen Trcka und Schiele konnte nichts mehr in Erfahrung gebracht werden. Die Porträts waren schwerlich Auftragsarbeiten, da sie in der Zeit von Schieles größter Armut entstanden. Für eine Freundschaft sprechen die Schiele-Zeichnungen in Trckas Besitz, die er auf dem Höhepunkt seiner eigenen Not zu verkaufen versuchte, und die Tatsache, daß er sich mit seiner äußerst konsequenten Auffassung vom Künstlertum vor allem an Schiele orientierte. Übrigens stammt von ihm auch die einzige Fotografie des großformatigen, unvollendeten und später vernichteten Schiele-Gemäldes "Begegnung" mit Schiele im Profil, im eleganten Anzug, eine Hand auf das Gemälde gestützt.

Von Trckas eigenen malerischen und lyrischen Arbeiten ist durch die Zerstörung des Ateliers wenig erhalten. Starke künstlerische Einflüsse kamen vom Jugendstil, von der Volkskunst seiner mährischen Heimat und von der Anthroposophie. Seine Malerei besticht durch außerordentlichen Farbensinn und ornamentale Gestaltung. Überleben wird Trcka als Fotograf. Seine Bilder zählen zu den wichtigsten Dokumenten der Kunstszene im Wien der Jahre vor dem Ersten Weltkrieg und in den zwanziger Jahren. Er fotografierte Peter Altenberg, Gustav Klimt (in einer besonders unmittelbar, "sprechend" wirkenden Bildfolge), Clemens Holzmeister, Richard Teschner und viele andere, war ein Meister der Aktfotografie und ein bei vielen Tänzerinnen besonders beliebter Tanzfotograf, bevor er sich immer mehr von der Außenwelt abschloß.

ANTON JOSEF TRCKA 1893-1940 Von Monika Faber Herausgeber: Rupertinum, Salzburg Christian Brandstätter, Wien 1999 112 Seiten, 109 Abbildungen, davon 16 in Farbe, geb., öS 498,-/e 36,19

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