Opernhassers Versöhnung

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Uraufführung der Peter Androsch-Oper "Zeichner im Schnee" am Landestheater Linz.

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Uraufführung der Peter Androsch-Oper "Zeichner im Schnee" am Landestheater Linz.

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Angeblich hat er Oper immer gehasst, der oberösterreichische Komponist Peter Androsch (38), dessen neueste, vierte Arbeit dieser Spezies als Auftragswerk des Landestheaters Linz vergangenen Sonntag uraufgeführt wurde: ,,Zeichner im Schnee", ein Salut für den viel zu wenig beachteten Linzer Zeichner Klemens Brosch (1894 bis 1926) in elf Szenen nach einer Idee von Ilse Schneider.

Das tragische Leben des in den Freitod gegangenen drogensüchtigen Genies hat Franz Blaas, selbst bildender Künstler, in eine mit leicht dramatisierbaren Texten angereicherten Libretto verpackt, strotzend von Kaisertum, Heimatliebe, und Trachtenseligkeit.

Nichts zu lachen Der beabsichtigte Parodieeffekt, sonst würde im Prolog nicht eine ,,tragische und komische Oper" angekündigt, ist allerdings nicht durchgekommen. Gelacht wurde nie, wie auch bei der Grau-in-Grau-Bühne mit schwarzem Vorhang von Anne Marie Legenstein, deren ansteigender Boden übersät ist mit unzähligen roten und blauen Blumenstöcklein, in Reih' und Glied schön aufgefädelt wie auf Friedhofsgräbern.

Nein, der Stoff ist einfach zu realistisch und ernst und bleibt es auch, wenn gespenstisch kostümierte Personen oder Geister auftauchen, und wenn das grelle Blutrot nicht nur von der Wand sondern über und über von den bespritzten Kleidern des Titelhelden mit seinem angesteckten Hanserl einem den kalten Schauer über den Rücken jagt.

Steven Scheschareg als Brosch und Gisela Theise sind in ihrer faszinierenden Identifikation mit ihren Rollen ein wahrer Glücksfall für die Produktion, genauso wie überhaupt die gesamte Umsetzung durch den phantasiegewaltigen Leonard Prinsloo, dessen Regiestärke sogar das Langweilige über weite Strecken bis zu dem mühsam gefundenen Schluss - nicht umsonst wurde das ursprüngliche, makabre Endspiel gestrichen - relativierte.

Viel ausgespart Die Musik von Peter Androsch, nicht gerade eine Ohrbeleidigung aber viel zu weich in ihrer Kammermusikstruktur für die Dramatik des Sujets, spart nämlich bei allem vom Bruckner Orchester unter Alexander Drcar einfühlsam erfüllten Anspruch (sechs Tasteninstrumente) konsequent jede Entwicklung, Spannung und Dramatik ziemlich aus, doch den Sängern bekam die neue Aufgabe: Cheryl Lichter und Wilhelm Mason als den Brosch-Eltern, Thomas Scharr und Stephanie Houtzel (Einer, Eine) sowie dem eifrig mitmachenden Chor des Landestheaters. Andreas Puehringer und Eva-Maria Aichner strahlten als Sprecher und Sprecherin mit ihrer Schauspielkunst.

Gedämpft wirkte der verdächtige Jubel nach knapp zwei pausenlosen Stunden, hinterließ aber doch so etwas wie eine Versöhnung mit dem Opernmacher Androsch, erinnert man sich an seinen letzten Linzer Streich mit seiner Bruckner-Oper im Brucknerjahr.

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