Vom Schicksal geplagt

Werbung
Werbung
Werbung

"Der zerbrochne Krug" und "Kasimir und Karoline" in Salzburg.

Die Welt in Heinrich von Kleists Lustspiel "Der zerbrochne Krug" ist ausweglos mit Brettern vernagelt. Die Welt in Ödön von Horváths Volksstück "Kasimir und Karoline" ist beherrscht vom "Hau den Lukas" auf dem Münchener Oktoberfest. Beide Stücke, Kleist "Zerbrochner Krug" im Salzburger Landestheater (Bühnenbild Florian Parks) und Horváths "Kasimir und Karoline" im Schauspielhaus (Bühnenbild Stefanie Stuhldreier) handeln von außengesteuerten Menschen.

Der Dorfrichter Adam hat es sich in seiner Gemeinde "gerichtet", wird aber in seiner Korruptheit und Verlogenheit zur tragischen Erscheinung. In "Kasimir und Karoline" leben die Titelfiguren von dem, was sie nicht oder zu spät sagen. Beide Aufführungen zeigen die Möglichkeiten einer Inszenierung zum Tragischen: Im "Krug" hat Regisseur Frank Hellmund Passagen aus dem "Variant" Kleists, der Erstfassung der Schlussszene, aufgenommen; Eve beschreibt darin, was üblicherweise nicht vorkommt, ihren "Sündenfall". In "Kasimir und Karoline" hat Thierry Bruehl einen Chor im antiken Sinn eingeführt, der das Stück in seiner psychischen Tragweite auf die attische Tragödie verweist.

Wie sind die beiden Stücke gelungen? Christoph Sommer als Dorfrichter Adam (Bild) überzeugt gegen sein Grimassieren durch seine Sprache, Elisabeth Nelhiebel zeigte die unschuldige Eve, die ihren Verlobten Ruprecht auf gefährliche Weise vom Militärdiensts befreien will. Gerhard Hermann als Gerichtsrat Walter ließ eher trocken Gerechtigkeit und Menschlichkeit in ihr Recht treten.

"Kasimir und Karoline" ist ein typisches Horváth-Volksstück mit dem kontrastreichen Zusammenspiel von Dialekt und "Bildungsjargon", es führt vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise das Schicksal eines gekündigten Chauffeurs vor, dem die Freundin abspenstig gemacht wird. Regisseur Thierry Bruehl zeigt dabei seinen sezierenden Blick. Auch wenn manche Chor-Passagen zu lang, zu derb gerieten, bleibt, dass hier eine Schicksalstragödie im Kleinen stattfindet. Elke Hartmann (Karoline), Thomas Hupfer (Kasimir) und Ferdinand Kopeinig (Schürzinger) schildern überzeugend diese Szenen einer gescheiterten Beziehung.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung