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ALFRED MISSONG / EIN ÖSTERREICHISCHER PATRIOT

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Die Todesanzeige für Hofrat Dr. Alfred Missong, der im 64. Lebensjahr am Pfingstmontag gestorben ist, führt an, daß er Schriftsteller und Presseattache' gewesen ist.

Das Kennzeichnende in dem heben Alfred Missongs war seine leidenschaftliche Liebe zu Österreich. Von einer österreichischen Mutter und einem rheinlän-dischen Vater stammend, bekämpfte er schon als Mittelschüler die bei uns auch nach dem Zusammenbruch von 1918 üblichen, „deutschnationalen Komple-

xe“. Damals haben ja auch die im Wiener Parlament zurückgebliebenen deutschsprachigen Abgeordneten beschlossen: „Deutschösterreich ist ein Bestandteil der deutschen Republik.“

Alfred Missong gehörte in der damals entstandenen starken Organisation der christlichen Mittelschüler, deren Obmann der heutige Propst der Votivkirche, Doktor Anton Pichler, war, zu den lebendigsten führenden Köpfen, die gegen den damals besonders modern gewordenen Materialismus und gegen den Deutschnationalismus eine christliche Erneuerung und ein bodenständiges Osterreichertum vertraten. Diese starke Organisation christlicher Obermittelschüler, in der der damals junge Studentenseelsorger Dr. Karl Rudolf starken Einfluß hatte, erreichte zum Beispiel bei einer Unterschriftensammlung der Obermittelschüler für die Beibehaltung des Religionsunterrichtes eine so starke Beteiligung, daß diese Tatsache entscheidend die Beibehaltung des Religionsunterrichtes in den Mittelschulen bewirkte.

Dieser kämpferische Geist für die Verwirklichung der christlichen Ideale auf allen Lebensgebieten und für die Erhaltung der österreichischen Gesinnung

war für das ganze Leben Alfred Missongs bestimmend. Er entschied sich nach Absolvierung seines staatswissenschaftlichen Studiums an der Wiener Universität für die schriftstellerische Laufbahn. Unter Dr. Joseph Eberle war er ständiger Mitarbeiter und später Redakteur in den Zeitschriften „Das Neue Reich“ und „Schönere Zukunft“. Alfred Missong machte sich durch seine intensiven schriftstellerischen Arbeiten auch in angesehenen deutschen und französischen Blättern bald einen Namen als führender katholischer Publizist. Mit Ernst Karl Winter, Prof. Dr. A. Knoll, Prof. Dr. H. Zessner-Spitzenberg und Dr. Wilhelm Schmid begründete er die „österreichische Aktion“, deren Programm 1927 erschien.

Die humanistisch-christliche Uberzeugung und der österreichische Patriotismus Alfred Missongs führte ihn in eine bedingungslose Gegnerschaft zum Nationalsozialismus. Unter dem Pseudonym Thomas Murner verfaßte Alfred Missong im Jahre 1932 die Schrift „Der Nazispiegel“, in welcher er das nazistische System und den nationalsozialistischen Ungeist als Barbarei anprangert.

Alfred Missong war vielen Verfolgungen durch das national-

sozialistische Regime ausgesetzt; er wurde mehrmals verhaftet, war zum Teil auf der Flucht im Ausland, kam aber dann wieder in die Klauen des Regimes.

Im Jahre 1945 war Alfred Missong unter den ersten Mitarbeitern in der neugegründeten österreichischen Volkspartei. Er stellte wieder seine ausgezeichnete schriftstellerische Begabung unter Beweis: Missong war insbeson-ders maßgeblich an der Schlußformulierung der „Programmatischen Leitsätze“ der österreichischen Volkspartei beteiligt; er wurde auch zum ersten Chefredakteur der von der österreichischen Volkspartei herausgegebenen „österreichischen Monatshefte“ berufen. In dieser Funktion arbeitete er an der geistigen Erneuerung des wiedererstandenen Österreich. Als einer der allerersten machte sich Alfred Missong zum ideologischen Verteidiger der österreichischen Nation, der er eine Anzahl wissenschaftlicher und politischer Schriften widmete.

Wer den geistigen Kampf Österreichs um seine neue Volkswer-dung verfolgen will, muß das schriftstellerische Wirken Alfred Missongs kennen. Er war ein glühender österreichischer Patriot.

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