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Eine Ehrenrettung für Wiesenthal

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Zvi Aharoni wntrde 1921 in Frankfurt an der Oder als Hermann Aronheim geboren, wanderte 1938 in das damalige Palästina ein, wurde Mitglied des Kibbuz Alonim, meldete sich freiwillig zur Jüdischen Brigade im Rahmen der englischen Armee und landete 1949 beim israelischen Geheimdienst „Schin Bet". Dort nahm er bald eine zentrale Stellung ein. Er wurde Chef der Vernehmungsabteilung, 1959 sandte ihn Isser Harel, der legendäre Chef des Geheimdienstes, nach Argentinien, um Adolf Eichmann zu fangen.

Aharonis Buch ist eine Art Rechenschaftsbericht über die erfolggekrönte Mission. Lebendig, mit vielen Einzelheiten, schildert er die Schwierigkeiten bei den Recherchen in Argentinien. Wie Eichmann fünf Jahre lang in Österreich und Deutschland untergetaucht blieb, wie er allen Nachforschungen entging, das ist eine kaum glaubliche, aber wahre Geschichte.

Erst im Sommer 1950 gelang es ihm, mit Hilfe der geheimen SS-Über-dauerer-Organisation „Odessa", die ihm ein Visum besorgte, nach Argentinien zu gelangen.

Der wichtigste Aspekt des Buches ist die Ehrenrettung Simon Wiesenthals. Aharoni kommt immer wieder auf die umfassenden Nachforschungen Wiesenthals zu sprechen und straft damit jene Neider und bösen Zungen Lügen, die in Israel und den USA entweder Wiesenthals Verdienste unterschätzen oder gar behaupten, er habe den Nachforschungen geschadet.

Wiesenthal gilt auch die Widmung des Buches: „Der die Jagd nie aufgegeben hat".

Aus nächster Nähe und intimer persönlicher Kenntnis porträtiert Aharoni seinen ehemaligen Chef, Isser Harel, der für sich alles Verdienst an der Eichmann-Entführung in Anspruch nimmt und Wiesenthal jeden kleinsten Anteil vehement abspricht. Der Verfasser stellt den ehemaligen Geheimdienstchef, den Ministerpräsident Ben-Gurion seinerzeit wegen Meinungsverschiedenheiten entließ, so dar, wie er sich in den Augen vieler Israelis abzeichnet: als einen Mann mit großen Verdiensten in der Vergangenheit, heute aber als griesgrämigen, egozentrischen und rechthaberischen Greis, bei dem alle anderen immer Unrecht hatten und nur einer immer das Richtige tat, nämlich er selbst.

Daß sich das Buch spannend und lebendig liest, mag auch Verdienst des Mitautors Wilhelm Dietl sein. Er ist Journalist, arbeitete seinerzeit für die „Süddeutsche Zeitung", heute, für „Focus" und ist Fachmann für den Komplex des Terrorismus. Unter anderem schrieb er 1995 eine Biographie über den 'Terroristen Carlos.

DER JÄGER - EICHMANN ODER WAS WIRKLICH GESCHAH

Von Zvi Aharoni und li'ilhelm Dietl. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1996. !0) Selen, geb.. öS 291,-

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