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Patientenanwalt Gerald Bachinger versteht die Aufregung der Ärzte nicht.

Patientenschutz gehe vor Ärzteschutz, sagt Gerald Bachinger, Sprecher der Patientenanwälte Österreichs, im Furche-Gespräch. Er versteht die Aufregung der Ärzte überhaupt nicht. Erstens sei es ohnehin nur ein "Reförmchen", bei dem wichtige Bereiche fehlten; zweitens sei die Ärztekammer seit Jahrzehnten Gestalter des niedergelassenen Bereiches und hätte es in der Hand gehabt, etwas zu verbessern. Das System müsse funktionieren, fordert Bachinger, wenn es aber Ärztekammer und Sozialversicherungsträger in ihren Verhandlungen aufgrund von Animositäten nicht mehr schafften, dann müsse eben dieses System geändert werden. Die Ärzte, die nun über schlechte Arbeitsbedingungen klagten, müssten sich als allererstes bei ihrer Standesvertretung beschweren, so Bachingers Kritik.

"Sind eine Lachnummer"

Für Bachinger geht die Kassensanierungsreform in die richtige Richtung. Aber mit erheblicher Kritik. Laut Bachinger fehlen folgende Reformüberlegungen: Reduzierung der großen Zahl von Krankenkassen, bundesweit einheitliche Leistungskataloge (für ein und dieselbe medizinische Leistung werden in verschiedenen Bundesländern unterschiedliche Leistungen erbracht). Zudem soll es mehr Transparenz bei Leistungen geben. Der Hausarzt soll stärker aufgewertet werden, die Honorierung nicht mehr nach Quantität, sondern nach Qualität der Versorgung verrechnet sowie die Zusammenarbeit zwischen Spitals- und niedergelassenem Bereich endlich verbessert werden.

Völlig unverständlich ist für Bachinger die Kritik der Ärzte an der Qualitätskontrolle alle fünf Jahre: Die Ärztekammer würde ja immer betonen, dass wir das beste Gesundheitssystem der Welt hätten, wieso fürchten dann die Ärzte die Evaluierung? Es gehe doch nur um die Macht der Ärztekammer. Das Argument, dass die Ärztekammer (das Institut ÖQMed) bereits die Ärzte evaluiere, lässt der Patientenanwalt nicht gelten. "Wir sind in dieser Hinsicht eine Lachnummer in Europa", sagt er. Wie könne eine Interessensvertretung ihre eigenen Mitglieder evaluieren? Das sei ein Spagat, der nicht zu schaffen sei. ÖQMed sei zwar zu 100 Prozent eine Tochter der Ärztekammer, im wissenschaftlichen Beirat sitzen aber auch Vertreter des Ministeriums, auch Patientenanwalt Bachinger, verteidigt sich wiederum die Ärztekammer. Zudem könnten nur Ärzte Ärzte evaluieren, es gehe um Selbstkontrolle, die auch greife. bog

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