Ladenschluss: Wozu die Aufregung?

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Für die Ladenöffnungszeiten-Debatte wünscht man sich die Gelassenheit Wolfgang Schüssels: Niemand muss auf die Deckung wichtiger Bedürfnisse verzichten, wenn es bei den derzeitigen Öffnungszeiten bleiben sollte. Dem war schon so, als vor einigen Jahren die Öffnungszeiten sogar noch deutlich restriktiver waren. Faktum ist: Österreich hat gemeinsam mit Deutschland innerhalb der EU die restriktivsten Ladenöffnungszeiten. Ausländische Gäste wundern sich zwar immer wieder, akzeptieren es aber letzten Endes. Und ich glaube nicht, dass bloß deswegen jemand nicht nach Österreich kommt.

Gewiss, es fließt Kaufkraft ab, weil sich der Reisende dann eben in Paris, Prag oder Budapest eindeckt, wo rund um die Uhr offen gehalten werden darf . Ich glaube aber nicht, dass deswegen die Existenz des österreichischen Handels - werden doch derzeit nicht einmal alle Öffnungsmöglichkeiten ausgeschöpft! - oder der Anschluss an das moderne Europa auf dem Spiel stehen.

Anderseits: Ich sehe in einer Liberalisierung der Öffnungszeiten, und schon gar nicht in dem von Martin Bartenstein vorgelegten äußerst moderaten Entwurf, die da und dort beschworene soziale Katastrophe für die Handelsangestellten. In zahlreichen anderen Berufen (und es werden täglich mehr!) muss schon seit Jahren und Jahrzehnten flexibel gearbeitet werden, ohne dass deswegen die Familien reihenweise zerbrechen. Wie das Beispiel Schweden gezeigt hat, bilden sich sehr bald die entsprechenden - sozial durchaus verträglichen! - Arbeitsmarktstrukturen heraus. Für viele Menschen liegt darin ja auch eine zusätzliche Job-Chance (siehe Nachfrage nach Jobs in Call Centers). Und die viel bemühten "kleinen Greißler" werden dem Vordringen der Supermarktketten mit restriktiven Öffnungszeiten allein nicht begegnen können.

Im Moment zeichnet sich aber sowieso eine "österreichische Lösung" ab: Mit der Ausweitung von bisher 66 auf höchstens 72 Öffnungsstunden pro Woche erfüllt die Regierung formal ihr Programm. Die letzte Entscheidung vor Ort haben aber dann die Landeshauptleute - und die haben schon erklärt, dass sie keinen Änderungsbedarf sehen.

Wozu also die Aufregung?

Der Autor ist Generalsekretär des ÖAMTC und Wirtschaftspublizist.

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