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Ohne Vorurteile

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Erwachsene haben die Möglichkeit, ästhetische Beleidigungen des Alltags selektiv auszublenden, Kinder hingegen sind Bäumen und Objekten ausgeliefert”, sagt die britische Pädagogin und Gründerin der Non-Profit-Firma Childdesign, Sandra Edwards. Ihre Kritik bezieht sich auf die grellbunte Ausstattung der Spiel- und Lebensräume westlicher Kinder, denen eher niedliche Barbies vorgesetzt werden, als auf ihre wirkliche Erlebnis- und Erfahrungswelt Bücksicht zu nehmen.

Immer häufiger werden Kinder sofort auf den globalen Spielzeugmarkt losgelassen, während eine Einführung in ihren unmittelbaren kulturellen Kontext zunehmend seltener stattfindet. Dabei könnte es zumindest - wenn es im TV-Zeitalter schon unumgänglich ist - doch so sein, daß „moderne Kinder” in beide Kreisläufe parallel eingeführt werden: in diesen der Mediengesellschaft und jenen der kulturellen Konventionen des Ortes. Daß unter diesen Voraussetzungen museumspädagogischen Diensten eine immer höhere Bedeutung zukommt, liegt auf der I Iand.

1987 bildete sich in 'Tirol die Gruppe „Kinder im Museum”, kurz KiM , die als unabhängiger Dienstleister in verschiedenen Museen und Sonderausstellungen besonders qualifizierte museumspädagogische Programme durchführt. Die Gruppe KiM arbeitet auf der Grundlage des „Wuppertaler Modells”, das einen Museumsbesuch von Kindern zu bestimmten Themen vorsieht. Dabei wird das kindliche Wahrnehmungsvermögen nicht nur zur Bereicherung seines kognitiven Wissens gefordert, sondern vielmehr auf dem Gebiet der Verbalisierung des Wahrgenommenen und der Belebung der Kreativität. Vor den Originalen werden Stile und Epochen verglichen und über den Inhalt, die Aussage und die Technik diskutiert. Es folgt ein Praxisteil, in dem mit verschiedensten Materialien und Techniken gearbeitet wird.

Der Unterschied zu anderen museumspädagogischen Programmen liegt darin, daß die in Tirol so erfolgreiche Methode die Kinder nicht aus den inhaltlichen Beziehungsgeflech-ten ihrer nächsten Umwelt in einer Alpinregion herausführt, sondern, daß es gerade die spezifischen Eigenheiten, Traditionen, aber auch die Merkmale der regionalen Kunst sind, die Berücksichtigung bei der Programmgestaltung finden.

Und dabei tritt zutage, daß sich „moderne Kinder” völlig vorurteilslos mit historischer Kunst genauso wie mit zeitgenössischen internationalen Strömungen beschäftigen. Die Arbeit der Gruppe KiM verlief bisher so erfolgreich, daß sich auch der Tiroler Kulturservice für eine Vermittlung der Veranstaltungen einsetzt und für Schulen anbietet. Schon mehr als 600 Klassen nahmen das Angebot des etwas anderen „Schulausfluges ins Museum” in Anspruch.

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