A_Black_Jesus - © Filmdelights

Kreuz-Schwarzer – „A Black Jesus“

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Luca Lucchesi zeigt mit seinem Dokumentarfilm, wie Verständigung auch in der Flüchtlingsfrage möglich wird.

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Luca Lucchesi zeigt mit seinem Dokumentarfilm, wie Verständigung auch in der Flüchtlingsfrage möglich wird.

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Siculiana ist eine Kleinstadt im Südwesten Siziliens. Eine sterbende Stadt – für die Jungen gibt es kaum Arbeit, die Wirtschaft ist am Boden – Italien, wo es nur besser werden kann. In der Villa Sikania, einem beinahe bankrotten Hotel, wurde 2014 ein Flüchtlingszentrum errichtet – 1000 Insassen lebten dort – nur viermal so viele Siculianer(innen) gab es zu der Zeit etwa.

Die – vornehmlich afrikanischen – Flüchtlinge und die Kleinstädter leben fortan mehr oder weniger nebeneinander, sie wissen voneinander wenig bis nichts und reden nichts mit-, höchstens gegeneinander.

In dieser tristen Ausgangssituation setzt der berührende Dokumentarfilm „A Black Jesus“ des in Berlin lebenden italienischen Filmemachers Luca Lucchesi ein. Lucchesi, dessen Vater aus Siculiana stammte, erzählt eine Religionsgeschichte, genauer: wie es mithilfe eines religiösen Brauches gelingen kann, die Gräben und Mauern zwischen den Alteingesessenen und den Flüchtlingen jedenfalls im Ansatz zu überwinden.

Dabei hilft der Herr Jesus respektive sein lokales Abbild ordentlich mit: Denn in der Kirche von Siculiana hängt ein mächtiger schwarzer Christus am Kreuz. Einmal im Jahr wird die schwere Skulptur von ausgewählten Männern durch die Straßen des Städtchens geschleppt – übervoll die Gassen, da auch frühere Bewohner an diesem Tag in ihre ehemalige Heimat zurückkehren.

Der Christus von Siculiana

Dass der Christus von Siculiana schwarz ist, löst im 19-jährigen Edward Zorobah, der aus Ghana geflüchtet ist, Entscheidendes aus: Warum können nicht Flüchtlinge, schwarz wie der Mann am Kreuz, mittragen, wenn der Christus von Siculiana durch die Stadt getragen wird? Das Ansinnen des jungen Afrikaners wird zur Nagelprobe für Gemeinde wie auch für die traditionell Gläubigen: Die scheinbare Chuzpe, sich in die lokale Tradition zu drängen, setzte einen Verständigungsprozess in Gang. 2019 war es dann so weit: Unter den Kreuzträgern waren auch einige Afrikaner. Und wenn Lega-Chef Matteo Salvini seine Wahlkampfparolen auch in diesem Ort verbreitete: Über den schwarzen Christus gelingt das Kunststück einer neuen Kommunikation.

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