Nawalny - Film Still - © Polyfilm

Nawalny – Putins Weißglut im Imperium der Kälte

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Im Kindergarten der Weltpolitik.

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Im Kindergarten der Weltpolitik.

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Die Weltpolitik ist oftmals ein Kindergarten, zumindest verhalten sich einige ihrer wichtigsten Akteure so. Nur, dass sie andere Mittel an der Hand haben, pathologische und mörderische. Wenn etwa Wladimir Putin sich beharrlich weigert, den Namen Alexej Nawalny auszusprechen, ihn als „die Person“ bezeichnet und ihm damit Namen und Identität abspricht, weiß man, Putin meint das ernst – und tödlich. Wie es Nawalny ja auch geschehen ist – beinahe. Genau darum dreht sich ein Dokumentarfilm von CNN über den russischen Regimekritiker. Der Regisseur beginnt das Interview mit dem Protagonisten mit der Frage, was Nawalny denn als letzte Botschaft hinterlassen würde, sollte er umgebracht werden. Man mag das geschmacklos finden, aber im Verlauf des Films wird klar, dass diese Frage und ihre Beantwortung wichtig ist, weil das Überleben von Alexej Nawalny tatsächlich so unsicher ist.

Der Zorn des KGB

Deutlich wird in den gut 90 Minuten jedenfalls, dass der Mann eine Gefahr für das System Putin darstellt. Aber was heißt schon „System“? „Der Kampf gegen die Korruption ist kein Kampf gegen ein System, sondern gegen Personen“, sagt Nawalny. Das ist wichtig, denn es macht den Unterschied. Nawalny attackiert nicht anonym, sondern frontal. Er benennt die „Diebe“ an Russlands Reichtümern, er verfolgt sie: allen voran Wladimir Putin. Und das mit vielen Mitteln – jenen der Jurisdiktion, aber auch der Provokation und Demagogie. Er lässt den Dieben keine Ruhe. In diesem Sinn ist Putins Weigerung, den Namen zu nennen, nicht Ausdruck von Kälte, sondern von brennendem Hass und – vermutlich – Angst.

Die Szene, in der Nawalny jene Agenten des FSB anruft, die versucht haben, ihn umzubringen, ist der Höhepunkt eines Films: Ein Mann mit erheblicher taktischer Intelligenz, Witz und TikTok schafft es, die Mächtigen in seinem Staat an den Pranger zu stellen.

Dies ist aber auch ein Film, der die Freunde Putins im Westen bloßstellt: Nichts war „unvorhersehbar“, wie sie behaupten. Alles war absehbar, Diktatur, Krieg und Massenmord.

Was tun? Hier kommt wieder die Frage an Nawalny zu seiner letzten Botschaft ins Spiel. Er beantwortet sie: Nicht aufgeben, wachsam bleiben, den Mut haben, auf die Straße zu gehen und sich in Aktion zu setzen. Warum? „Das Böse braucht zu seinem Sieg die Tatenlosigkeit der guten Menschen.“ Das ist ein Satz, der gilt – nicht nur für Putin und Russland. Er ist seit 24. Februar auch ein Welt-Schicksal geworden.

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