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Freudvoll und leidvoll …

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Über zwölf Jahre erstreckte sich die Arbeit Goethes an seinem Drama „Egmont“, das nach langer Pause in Linz wieder aufgeführt wird. Das erklärt wohl, daß dieses Drama — trotz der Bearbeitung durch Schiller — keine geschlossene Tragödie, sondern eine Bilderfolge ist. Dies tritt bei der Aufführung unter der Regie von Hasso Degner besonders deutlich hervor, da die dem Spiel wesentlichen Volksszenen, die den Untergrund bilden, eher als gespensterhaftes Treiben einzelner Bürger anmuten. Die einzelnen Szenen sind bilderbogenhaft aneinander gereiht. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, daß sie durch die moderne, gewiß interessante, teilweise elektronische Bühnenmusik Helmut Eders mit diskretem Schlagzeug und grellen Dissonanzen weniger verbunden als getrennt werden. Es kommt zu keinem starkem Erlebnis des Dramas, sondern zu einem mehr oder minder starkem Interesse am Spiel. Auch ist Friedrich Grossart ein sehr jugendlicher Egmont, der mehr gut deklamiert als überzeugt. Selbst die Szene mit Klärchen bleibt kühl. Erst gegen Schluß, besonders in der Szene mit Albas Sohn, wirkt er innerlich und überzeugend. Dadurch kann auch Karin Mitterhauser als Klärchen nicht zur vollen Entfaltung kommen, obwohl ihre Leistung zum besten der Aufführung gehört. Die beste Leistung ist Georg Matthes als Herzog Alba, „dem hohläugigen Toledaner mit dem Feuerblick" zu danken, einem der wenigen, die im Spiel wissen, was sie wollen und tun. Lore Johannsen gibt der Regentin mit Unentschlossenheit gepaarte Würde. Werner Englert stattet den Grafen von Oranien mit zielsicherer Entschlossenheit aus. Bernd Ripken als Ferdinand vermag Verhaltenheit und Gefühlsausbruch glaubhaft zu vereinen. Johannes Jager gestaltet den Machiavell etwas zu farblos. Besser wird Gerhard Brössner seiner Aufgabe als Geheimschreiber Eg- monts gerecht. Arnfried Hanke findet sich mit der undankbaren Rolle .des Brackenburg so gut wie möglich ab. Besondere Anerkennung verdient das Bühnenbild von Heinz Köttel, das werkgerecht ist und einen raschen Umbau ermöglicht. Bei dem wenig überzeugenden Spiel klang auch der Beifall des Premierenpublikums nicht überzeugt.

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