7116050-1996_16_01.jpg
Digital In Arbeit

Gestohlene Kindheit

Werbung
Werbung
Werbung

In Amerika ist ein Flugzeug abgestiirzt, mit dem eine Sie-benjahrige als „jiingste Pilotin", die je die USA iiberflogen hat, ins „Buch der Rekorde" eingehen sollte. Sie saB, wie sich spater ergab, beim Absturz zwar nicht am Steuer, aber allein das ganze Unterfangen - mit eigenen Vorrichtungen, weil das kleine Kind gar nicht zu alien Steuergeraten hin-reichte - zeigt, daB hier wieder einmal ein Fall von „gestoh-lener Kindheit" durch ehrgeizige Erwachsene vorliegt.

Sicher gibt es viele Kinder, die eine schonere Kindheit als friihere Generationen erleben. Anscheinend nimmt aber die dunkle Seite des Umganges mit Kindem wieder zu, und das nicht nur in der Dritten Welt, wo - abgesehen vom Hunger - die Note der „StraBenkinder", der von Sextouristen miBbrauchten Kinder zum Himmel schreien. Auch in Euro-pa und Nordamerika erleben Kinder Ausbeutung oder Ver-nachlassigung, oft aber auch Verwbhnen oder Uberforde-rung — und ein mangelndes ErschlieBen echter Werte.

Das kbnnte daran liegen, daB in unseren Breiten Kinder seltener werden, immer mehr als Einzelkinder (oft nur mit einem Elternteil) aufwachsen und in sie alle Wiinsche und Traume des Vaters, der Mutter oder beider hineingelegt werden und vom Kind erwartet wird, daB es sie realisiert.

Wenn - wie jiingst im Fernsehen zu sehen - Eltern ein heulendes Kind ins Ziel eines „Mini-Marathons" treiben, ist das vergleichsweise harmlos. Gar nicht harmlos ist aber, was in den USA passiert ist. Oder was jetzt in Deutschland ge-schieht: Dort diirfen sich nun schon Achtjahrige als Sport -schiitzen versuchen, denn - so die Argumentation des Ver-bandes - nur bei Beginn in diesem zarten Alter konne man spater einmal „Weltklasse" werden. Wann fahren eigentlich endlich Sechsjahrige mit Formel-l-Boliden?

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung