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Die Herrschaft der Despoten

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Drei in ihrer Weise despotische Menschen beherrschen die Salzburger Bühnen zu Saisonbeginn: Eine trickreiche Mutter in Marivaux' „Der Kleidertausch”, ein Vater, der seine Tochter in jeder ihrer Fasern beherrscht, Odoardo in Les-sings „Emilia Galotti”, und ein Te-trarch, der sich in seine Stieftochter vergafft hat, Herodes Antipas in „Salome” von Oscar Wilde.

Die Prinzipalin der Elisabethbühne, Renate Rutler-Ourth, hat die österreichische Erstaufführung der Komödie von Marivaux nach Salzburg gebracht und das 300 Jahre versteckte und vor zwei Jahren wiedergefundene Stück gescheit und witzig inszeniert. Ein Mädchen, von der verqueren Mutter als Bub erzogen, und ein Mädchen, der Gesellschaft als Knabe präsentiert, finden nach sexuellen Verwechslungen zueinander. Die beiden heißen sinnigerweise Aphrodite, schelmisch angelegt von Katrin Schurich, und Hermes, ein hermaphroditisches Geschöpf von Thomas Hupfer. Die eigenwillige Mutter: Ilse Bartram-Kohls, der sich selbst ironisierende homophile Prinz: Volker Wahl. Eine leicht frivole Angelegenheit, die ehedem der Zensur ins Äuge stach, da sie die Verkommenheit der Zeit in die Mangel nimmt.

In „Emilia Galotti” ist es der Vater, von seinem Beruf her das Kommandieren gewöhnt, der als Haustyrann und Widerpart des despotischen Prinzen diesem seine Tochter entreißt. Das auf die Psychodramatik hin angelegte Konzept von G. H. Seebach erfüllen vor allem Wolfgang Kraßnitzer als Vater und Peter Scholz als Prinz. Die überragende Figur in dem verkommenen und damit dem Charakter des Prinzen entsprechenden Bühnenbild von Carlo Tommasi: Gerhard Peilstein als Marinelli; die hin und her gerissene Emilia: Alexandra Krismer.

Und der dritte Despot, der schwache Herodes Antipas, von seiner Gemahlin Herodias beherrscht, hält den Propheten Jochanaan gefangen, wiewohl er diesen Heiligen nicht preisgeben möchte. Sebastian Baumgarten hat sich in der Elisabethbühne des Textes von Oscar Wilde angenommen, ihn verfremdet, wie er bei seiner Lehrerin Buth Berghaus Verfremden gelernt hat. Ein Konzept, das von der ersten Minute der Musik an stimmt bis hin zu dem beiläufigen: „Man töte dieses Weib!” Harald Fröhlich ist ein Tetrarch in sommerlichem Outfit, der sich zu wenig überzeugend windet und Jochanaan - Georg Mitterstieler im Wasserkäfig - töten läßt. Eiskalt die Herodias der Daniela Enzi, kindlich unbeirrbar, nicht umzustimmen in ihren Wünschen die Salome der Nina Schopka. Ausstattung und - zu erwähnen -, Sound-Design von Robert Lippok.

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