Rembrandt und die Juden

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Wir sind im "Rembrandt-Jahr", denn 2019 jährt sich zum 350. Mal der Tod des weltberühmten Malers. Bevor die Gedenkfeiern, Würdigungen und Ausstellungen ihren Höhepunkt zum eigentlichen Todestag im Oktober 1669 erreichen, bleibt Zeit für eine nur scheinbar abseitige Frage von Rembrandts Leben und Werk: Wie war sein Verhältnis zu den Juden, vor allem in Amsterdam, wo im 17. Jahrhundert eine der bedeutendsten jüdischen Gemeinden lebte? Ein romantischer Mythos stellt Rembrandt als Freund der Juden dar, die er in seinen Bildern biblischer Szenen würdevoll dargestellt habe. Forscher machen aber ein Fragezeichen hinter diesen Mythos. Was bleibt, sind unbeantwortete (Glaubens-)Fragen: Hatte Rembrandt wirklich so viele jüdische Modelle für seine Porträts? Zog er in die "Breestraat", weil sie im jüdischen Viertel Amsterdams lag, oder weil es eine Künstlergegend war? Kannte er den Philosophen Baruch Spinoza, der zu selben Zeit in Amsterdam lebte?

Und ging es Rembrandt in Bildern wie "Die jüdische Braut" wirklich um jüdische Motive, oder war er wie viele Protestanten dieser Zeit fasziniert vom "Alten Testament"? Immerhin war er etwa bei hebräischen Inschriften um größte Authentizität bemüht. Zur Frage "Rembrandt und die Juden" gibt es Bücher, wissenschaftliche Aufsätze und Tagungen, sicher auch wieder im Jubiläumsjahr. Dahinter steckt nicht der Versuch, für das Judentum einen besonderen Zugang zu Rembrandt zu reklamieren oder sich im Glanze seines Ruhms zu sonnen. Vielmehr belegen diese Debatten, dass das Verhältnis zum Judentum ein Indikator nicht nur religiöser und politischer, sondern auch künstlerischer Haltungen sein kann. Im Rembrandt-Jahr zeigen diese weiter offenen Fragen den Reiz, den Künstler und sein Werk immer wieder neu zu entdecken.

Der Autor ist Wissenschafter am Institut für Jüdische Theologie der Universität Potsdam

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