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Lebendiges Theater

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Das Werk des bayrischen Dichters Ludwig Thoma hat sich lebendig erhalten wie alles Echte. Nicht nur seine Romane und Erzählungen, in denen er bäuerliche und kleinbürgerliche Menschen und Schicksale mit so viel Liebe, aber auch Ironie, meisterhaft geschildert hat, sondern auch seine Theaterstücke. Von diesen werden jedenfalls „Moral“ und „Die Lokalbahn“ auf den deutschsprachigen Bühnen immer wieder gespielt. Doch Thoma hat noch dreizehn andere Stücke geschrieben, von denen einige unverdient etwas in Vergessenheit geraten sind. Um so mehr freut man sieb, daß nun sämtliche Bühnenwerke in einem schönen, stattlichen Band vereinigt wurden.

Gewiß ist der Wandel der Zeit an ihnen nicht spurlos vorübergegangen; manches, gegen das der Dichter die Angriffe seiner Satire richtete, existiert in dieser Form nicht mehr, die bäuerliche Situation ist eine ganz andere geworden — doch die dramatische Vitalität, die Lebensechtheit der Gestalten und die Ausdruckskraft des Dialogs üben ihre Wirkung heute wie einst. Wo gibt es in unserer Gegenwart einen solchen lebensnahen Dramatiker' Von 1899 bis 1918 schrieb Thoma füi das Theater, und wenn auch nlch alle Stücke den gleichen literarischer Rang haben, so zeigen sie doch jen< Vorzüge, die ihm auch als Erzähl&#171; eigen sind. Wir finden da neben den thematisch zwar zeitgebundenen aber dramatisch sehr starken emster Volksstück „Magdalena“ noch sc köstlich humorvolle Werke, wie „Die kleinen Verwandten“, „Dichten Ehrentag“ und den Münchne: Schwank „Der alte Feinschmecker“ der 1916, ohne Nennung des Ver-fassernamens, uraufgeführt wurde.

In einem knappen Nachwort hal Hans-Reinhard Müller Thomas dramatischen Stil charakterisiert unc mit Recht darauf hingewiesen, da£ oft durch Übertreibungen der Interpreten die Wirkung der Stücke beeinträchtigt wird, denn „das Tho-masche Theater ist genau, es ist sparsam, es trifft den Nagel auf den Kopf“. Den mit vielen Inszenie-rungsphotos ausgestatteten Band beschließen Anmerkungen über die Entstehungszeit, die Uraufführungen, die Besetzung und den Erfolg der einzelnen Stücke.

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