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Die Bernd-Eichinger-Produktion "Der Untergang" erzählt die letzten Tage im Leben Adolf Hitlers.

Die Erinnerungen von Traudl Junge, ehemals Sekretärin bei Adolf Hitler, wurden in Buchform herausgebracht, ihre persönliche Geschichte erzählte die hoch betagte Frau zuletzt vor der Kamera von Othmar Schmiederer und André Heller in dem Film "Im toten Winkel", ehe sie 2002 starb. Als sie 1942 zu Hitler kam, war sie ein naives, gutgläubiges Mädchen aus Bayern, als Hitler sie im April 1945 durch seinen Freitod verließ, glaubte Traudl Junge im Grunde noch immer an jenen herzensguten Menschen, den sie bereitwillig "Mein Führer" nannte. Nur: Die Illusionen von einst waren verflogen - Berlin war unter Dauerbeschuss durch die Russen, der Kreis um Hitler und seine Generäle, die sich allesamt im Führerbunker, sechs Meter unter der Reichskanzlei versammelt hatten, zog sich von allen Seiten zu. Bedingungslose Kapitulation? Ein Fremdwort für Hitler. Also schob der große Feldherr noch einmal längst nicht mehr existierende Truppen zum "Großangriff" über die Landkarte. Freilich bleibt es bei seinem Gedankenexperiment, vor allem seine Berater, die ihre Laune durch exzessiven Alkoholkonsum zu halten versuchen, wissen Bescheid: Der Krieg ist verloren.

Und was macht Traudl Junge? Sie leistet einen weiteren Eid auf den Führer und beschließt, bis zum Untergang bei ihm zu bleiben. Dafür erntet sie zuweilen eine zärtlich-intime Streicheleinheit, die sonst nur Hund Blondie verdient hatte.

Produzent Bernd Eichinger schrieb zu "Der Untergang" selbst das Drehbuch, Oliver Hirschbiegel inszenierte den 150-minütigen Abschied des Dritten Reichs. Der große Bruno Ganz schlüpfte in die Rolle Adolf Hitlers, legt dabei mehr Wert auf leises, murmelndes Sprachgewirr als auf exzentrische Wutausbrüche, für die Hitler - gerade in seinen letzten Stunden, als ihn die "treuen Gefährten" Himmler und Göring verließen - bekannt war. Überzeugen kann Bruno Ganz' Hitler nur in den Momenten, die ihn als Menschen zeigen. Eine Komponente, die man im Kino für Adolf Hitler noch kaum zu Gesicht bekam. Gegen die Darstellung Hitlers durch den Burgtheater-Mimen Albin Skoda in Georg Wilhelm Pabsts "Der letzte Akt" (1955), der mit großem Engagement an Hitler vor allem in sprachlicher Hinsicht absolut herankam, nimmt sich Ganz dann doch eher als Führer aus, der eigentlich gar nicht mehr führen will.

Umso lebendiger dagegen die restliche Besetzung: Alexandra Maria Lara (als Traudl Junge) reißt ihre braunen Rehäuglein vor Bewunderung so weit wie möglich auf, Heino Ferch gibt einen geläuterten Albert Speer, Juliane Köhler eine zweckoptimistische Eva Braun und Corinna Harfouch eine eiskalte Magda Goebbels. Insgesamt ist die Schilderung der letzten Stunden im Führerbunker eine sehenswerte Angelegenheit, zumal es Deutsche sind, die sich endlich trauen, ihre eigene Geschichte im Kino zu thematisieren. Fraglich bleibt der Zugang: Ist die Erinnerung einer einzigen Sekretärin, auf der die Erzählungen über Hitlers Ende beruhen, wirklich ausreichend, um daraus kollektiv anerkannte Geschichtsschreibung zu machen?

Der Untergang

Deutschland 2004

Regie: Oliver Hirschbiegel

Mit Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara.

Verleih: Constantin. 150 Min.

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