Kultur - zusätzlich zu 3sat

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Auf die Frage, welches TV-Programm er am liebsten sehe, nannte der emeritierte ORF-Chef Gerd Bacher kürzlich die Edelkanäle 3sat und ARTE. Beide Sender, bedienen eine Minderheit, aber vieles vom kulturellen Auftrag, der den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten (also auch dem ORF) zugrunde liegt, ist hier zu finden. Bei Kennern gilt das Kulturmagazin Kulturzeit (Montag bis Freitag, 19.20 Uhr, 3sat) als das beste seiner Art im deutschen Sprachraum.

3sat ist ein Gemeinschaftsprogramm der "Öffentlich-rechtlichen" im deutschen Sprachraum. Der Kulturkanal ARTE geht über die Sprachgrenzen hinaus und ist (neben dem Sportsender Eurosport und und dem Nachrichtenkanal Euronews) ein europäisches Projekt. Ursprünglich war ARTE, das seit Mai 1992 sendet, bloß deutsch-französisch: Je zur Hälfte steuern Frankreich und Deutschland sowohl finanzielle Mittel als auch personelle Ressourcen bei. Seit 1993 geht ARTE über den deutsch-französischen Raum hinaus: Insgesamt gibt es Kooperationsabkommen mit RTBF (Belgien), SRG (Schweiz), TVE (Spanien) und TVP (Polen).

Jetzt gehört auch der ORF zur ARTE-Familie: Generalintendant Gerhard Zeiler und ARTE-Präsident Jerome Clement unterschrieben am 15. Jänner in Wien den entsprechenden Kooperationsvertrag. Wenig später soll die italienische RAI folgen.

Warum diese Zusammenarbeit? ARTE-Vizepräsident Jörg Rüggeberg wies in Wien darauf hin, daß Kulturprogramme aufwendig und teuer sind. Daher brauche man Allianzen, um Kulturereignisse europaweit vermarkten zu können. Der ORF ist etwa daran interessiert, die Salzburger Festspiele auf diesem Weg zu verbreiten.

Ein mehrsprachiges Programm wie ARTE verlangt auch hohe technische Anforderungen und dementsprechende Innovation: So müssen die Sendungen für jedes Sprachgebiet, extra aufbereitet werden. Konkret bedeutet das die jeweilige Synchronisation, entsprechende Untertitel oder Übersetzung - und das gleichzeitig für jede Sendung.

ORF und ARTE werden fürs erste vor allem als Koproduzenten zusammenarbeiten. Auch die zwei- bis dreimal pro Woche ausgestrahlten Themenabende, bei denen ein Thema den ganzen Hauptabend von ARTE durchzieht, werden hin und wieder gemeinsam mit dem ORF gestaltet werden. Ein erster Abend steht schon fest, das Thema: die Wiener Sängerknaben. (Ob dies ein Hinweis auf den Kulturbegriff ist, den der ORF in die Zusammenarbeit einbringen will?)

Beim Pressegespräch anläßlich des ORF-ARTE-Vertrags kam die Frage nach der Zukunft von 3sat aufs Tapet. Gerhard Zeiler beeilte sich, festzustellen, daß die Zusammenarbeit mit ARTE "additiv" zu 3sat zu verstehen sei. 3sat sei das deutschsprachige Kulturprogramm, ARTE decke den europäischen Bereich ab. ARTE-Präsident Clement wurde beim Pressegespräch mit seiner angeblichen Aussage konfrontiert, der ORF müsse sich "im Kern zwischen 3sat und ARTE" entscheiden. An dieses Diktum konnte sich Clement nicht mehr erinnern, außerdem sei das ganze ja Angelegenheit des ORF. Und aus dessen Sicht, so Generalintendant Zeiler, gebe es keine Probleme für 3sat.

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