Er setzte als erster seit Hans Dichand journalistische "Standards" in Österreich. Und weit mehr als der greise Patriarch des heimischen Boulevards revolutionierten Wolfgang Fellners publizistische Vorlagen auch den deutschen Zeitungsmarkt. Angefangen bei Focus bis zu etlichen News-Epigonen gab es beim nordwestlichen Nachbarn einige, die sich so manches aus der Fellnerschen Küche abschauten.
Unbestreitbar ist News der Zeitungserfolg der Neunziger - und stilbildend: Infotainment bei Print - so Fellners Erfindung. Dass die publizistischen Ingredienzien so zu einem Brei vermengt wurden, dass der Leser Geschmacksnerven Information, Unterhaltung und Kommerz nicht mehr unterscheiden konnten, war dabei kein Problem.
Journalistische Unbill - wie nicht gegebene Interviews (etwa des todkranken Robert Hochner, der sich partout weigerte, die Fellners zu bedienen) oder die kaum verhüllte Pressestelle der Hofburg, als die sich fast jedes News entpuppt - tut dieser Leistung, zu der auch tv-media, e-media, Woman und das Sorgenkind Format gehören, keinen Abbruch.
Der News-Verlag gehört längst mehrheitlich Gruner+Jahr. Nun will sich Wolfgang Fellner als Herausgeber von News zurückziehen. Und kündigt Neues an. Im elektronischen Medienbereich? Noch wird gerätselt. Aber alle wissen: Es wird sicher keine halbe Sache werden.
In Furche Nr. 28 wurde an dieser Stelle über das Ende der Grazer Wochenzeitung "Die Neue" räsoniert. Herausgeber und Chefredakteur hatten das Aus des Linksboulevardblattes verkündet. Bereits eine Woche später konnte indes der Chefredakteur frohlocken: "Wir haben eine Chance!", der Herausgeber sekundierte: "Noch oft!". Wer oder was die "Neue" (vorerst) gerettet hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Da aber die Chance nun immerhin schon gut anderthalb Monate Bestand hat, wollen wir der Redlichkeit halber unseren Lesern und Leserinnen die Information nicht vorenthalten: Die "Neue" gibt es weiterhin! red
