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Die Entführung“ in der Staatsoper

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„Bauen und Gärtnerei sind seine Steckenpferde“, sagt Pedrillo im ersten Aufzug zu seinem Herrn Bel-monte über Selim Bassa. Das gilt auch von Werner Düggelin und seinem Bühnenbildner Jörg Zimmermann, der ein vorzüglicher Architekt au sein scheint und einige sehr minutiös ausgeführte Bauten, etwa im Stil einer „türkischen Renaissance“, auf die Bühne gestellt hat. Ihr gleichmäßiges, aber nicht blendendes Weiß ist nur durch einige schmale Goldleisten belebt. Hinzu kommen die sehr geschmackvollen, eher in gedämpften Farben ausgeführten Kostüme, so daß ein freundlicher optischer Gesamteindruck entsteht. Leider findet sich die Statik und Solidiät des Bühnenbildes auch im Spiel, in der Regie. Und da ist sie fehl am Platz. Was den Kritiken zuifolge an Giorgio Strehlers Salzburger Inszenierung zu viel an Bewegung Effekten und Gags war, da« fehlt hier. Auch wurden einige Szenen zu schwerfällig-realistisch ausgespielt, woran Josef Greindl als Osmin maßgeblich beteiligt war, eine Gestalt, die bei guten Ausführungen eine drastisch-liebenswürdige Komik auszustrahlen vermag. Held des Abends war, wie in der „Zaufoerflöten“-Premiere vor kurzem, Fritz Wunderlich als Beimonte: maßvoll und würdig agierend und höchsten Wohllaut verströmend. Ohne Tadel, nicht ohne Humor, Murray Dickie als Pedrillo. Mimi Coerste sang die Konstanze virtuos, freilich nicht immer ohne eine gewisse Schärfe bei den Spitzentönen. Olivera Miljakowitsch war für die unpäßliche Lucia Popp eingesprungen, was nicht ganz ohne Pannen abging. Zwar ist sie von Natur kein Blondchen, machte ihre Sache aber gut. Leopold Rudolf als Selim Bassa — das hätte sehr schön werden können, aber er (oder der Regisseur) outrierte seine große Szene im letzten Bild so stark, daß es — was weder in der Absicht des Textautors noch des Komponisten lag — einen kleinen Heiterikeitserfolg hatte. Hier reagierte die Galerie richtig. An anderen Stellen benahm man sich auf den oberen Rängen wie auf dem Heumarkt. Das mag auch Josef Krips veranlaßt haben, nicht vor dem Vorhang erscheinen. Er und das Orchester musizierten sauber und elastisch, wenn auch nicht immer mit jener Spannung erzeugenden Intensität, die dieser im ganzen ein wenig statischen Aufführung so sehr zugute gekommen wäre.

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