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Superprogramm

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Mit dem Programm, das wir jetzt in der Staatsoper sahen und noch mehrere Male sehen werden, wurde das Internationale Ballettfestival während der Wiener Festwochen 1969 eröffnet (und an dieser Stelle in Nr. 23 der „Furche“ ausführlich besprochen). Zwischen zwei Handlungsballetten von größerem Umfang stehen zwei Divertimenti: ein gut komponiertes Programm, das aber mit seiner Gesamtdauer von fast drei Stunden um eine Nummer — oder um eine Pause — zu lang ist. „Don Juan“ nach Gluck-Musik, in der verkürzten fünfteiligen Fassung, von Richard Adama neu choreogra-phiert und von Colasonti und Moore prächtig ausgestattet, wird jetzt, ebenso wie Balanchines „Divertimento“ nach Mozart, mit mehr Sicherheit, Intensität und Schwung getanzt als bei der Premiere im Theater an der Wien. Die Hauptakteure dieses „dramma giocoso“ sind die Herren Musil, Kastelik, Mallek und Wilhelm sowie die Damen Cech und Kirnbauer. Alle haben gutes Niveau und geben ihr Bestes.

In dem von Franeia Russell einstudierten „Divertimento Nr. 15“, das ursprünglich „Caracole“ heißt, brillierten die fünf Solotänzerinnen — und unter ihnen wieder, durch Anmut und Sicherheit, Judith Gerber. Die Rekonstruktion des Fanny-Elßler-Tanzes „Cacucha“ auf eine prononciert reizlose Musik (hätte ihr nicht der Bearbeiter Karl Heinz Füssel einige Injektionen geben können?) tanzte wieder Christi Zimmerl: sehr virtuos, sehr gekonnt und sehr kühl.

Wie sehr eine gute, intensive und gestische Musik die Tänzer und ihre Aktionen „trägt“, konnte man im

letzten Stück, ,JPillar of Fire“ nach Schö'nberos „Verklärter Nacht“ op. 4 in großer Streicherbesetzung, feststellen. Der geniale Choreograph Antony Tudor fand einen geschmackvollen und klugen Bühnenbildner in Hugh Laing, der eines der Bilder nach Münch, ein anderes nach Hodler stilisierte, was sowohl zeitlich wie inhaltlich vollkommen entsprach. Susanne Kirnbauer, Gerlinde Dill, Lilly Scheuermann, Michael Birkmeyer und Paul Vondrak tanzten die Hauptpartien. Peter Lakovich hat vor allem das letzte Stück sehr intensiv dirigiert

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