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Digital In Arbeit

Es singt, piepst und krächzt aus dem PC

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Laut und mit einem etwas gespenstisch anmutenden Nachhall tönt es aus den Lautsprechern neben dem Rildschirm „Uhh... Uhh" durch die Wohnung. Der Schrei des Uhu ist bei weitem die lauteste Gesangsprobe auf der neuen „Vogel-CD-ROM" des Herstellers Koch Media, auf der 310 Vogelarten dokumentiert werden, von A wie Aaskrähe bis Z wie Zwergtaucher. Das „Kr... Kr..." der Aaskrähe unterscheidet sich wenig von den Lebensäußerung der Saat- und Nebel- und anderen Krähen. Hingegen widerlegt der Ton des Zwergtauchers, so, wie er aus den Lautsprechern dringt, die auf dem Rildschirm gelieferte Charakterisierung als „ausgesprochen wiehernder Gesang". Wiehernd klingt, zumindest für die Ohren des Rezensenten, der Zwergtaucher wirklich nicht.

Ein gutes Exempel dafür, wie schwierig es ist, Vogelstimmen mit Worten zu beschreiben. Und damit auch gleich ein Reispiel für die Vorteile der CD-ROM als Informationsmedium. Auf dem Sektor der Nachschlagewerke lehrt sie die Hersteller gedruckter Bücher längst das Fürchten. Doch bei der Herstellung hochwertiger Illustrationen in größerer Menge stößt sie heute noch schnell an ihre Grenzen. Wo aber der Ton einen so integrierenden Teil der Information darstellt wie zum Beispiel auf dem Gebiet der Vogelkunde, dort ist sie bereits heute eine unentbehrliche Ergänzung des gedruckten Buches.

Weshalb sich jeder naturbegeisterte Computerbesitzer, der über ein CD-BOM-Laufwerk, Soundkarte und Lautsprecher verfügt (was heute bereits die Norm darstellt), freuen wird, wenn er „Die Vögel Europas" geschenkt bekommt. Sie ermöglicht'es, die Lautäußerungen verschiedener Arten zu vergleichen, lehrt uns, wieviele verschiedene Arten ähnlich klingenden Gezwitschers es gibt, macht und aber auch mit einem so markanten Vogelgeschrei wie dem der Trottellummen bekannt, bei denen sich in einer Brutkolonie die Stimmen der Individuen zu einem Geräusch verereinigen, das sich nach Meinung des Rezensenten noch am ehesten mit dem sehr hell klingender, sehr schneller Karfreitagsratschen vergleichen läßt.

Wer aber den Storch sucht, der wird leider enttäuscht. Er fehlt, vielleicht weil kein eigentlicher Vogel Europas. Die Installation unter Windows (3.x oder 95) ist besonders einfach und garantiert problemlos, die Bedienung übersichtlich. Die Auswahlliste der Vögel läßt sich I unter verschiedenen Kriterien einengen, ein Klick, und man überblickt die Ver-breitungs- und Aufenthaltsgebiete in den verschiedenen Jahreszeiten, weitere Klicks, und das Foto des Tiers wird bildschirmfüllend vergrößert, oder ein Video läuft an, falls zu der betreffenden Vogelart eins zur Verfügung steht. Auch ein Vogelquiz ist vorhanden. Zum Glück läßt sich auch die ziemlich penetrante Hintergrundmusik ausschalten.

Besonderes Lob verdient das Deinstallationsprogramm. Will man die Vögel aus irgendeinem Grund wieder loswerden, löscht es sämtliche auf der Festplatte angelegten Dateien restlos. Äußerst unpraktisch ist das „Icon", das kleine Kästchen im Programmanager, das man mit der Maus anklickt, wenn man sich in die Welt der Vögel begeben will.

Es heißt nicht „Vögel Europas", sondern „Koch Media". Wie kommt der Computerbenützer, der vielleicht schon dutzende CD-ROMs installiert hat, eigentlich dazu, sich die Hersteller zu merken? Ebensogut könnte man ein Ruch in der Ribliothek alphabetisch unter dem Namen des Verlages einordnen.

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