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Digital In Arbeit

Silberfarben und erfolgreich

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Die CD hat seit ihrer Markteinführung eine Vielzahl „alter" Medien verdrängt oder ersetzt, ihr Siegeszug scheint noch nicht abgeschlossen zu sein.

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Die CD hat seit ihrer Markteinführung eine Vielzahl „alter" Medien verdrängt oder ersetzt, ihr Siegeszug scheint noch nicht abgeschlossen zu sein.

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Ein Raunen ging durch den gesamten Markt, als Mitte der achtziger Jahre die CD der guten alten Vinylplatte den Rang ablief. Vorbei die Zeit der Platten-Esoteriker, die sich tausendundeinen Weg ausgedacht hatten, um der kratzer- und staubempfindlichen Scheibe akustische Höchstleistungen zu entlocken. Eine kleine silberfarbene Scheibe machte den Reinigungslösungs-Waschorgien und Antistatikbürstchen den Garaus. Sie war klein, handlich und lieferte per digitaler Technik satten Klang bei einem Minimum an Pflege und Beschädigungsrisiko. (Mittlerweile produzieren viele Firmen nur noch Auslaufserien als Schallplatte, die Vinylplatte wird zusehends zu einem Spezialisten-Medium.) Aber mit tollem Klang allein ist die Kapazität der kleinen Silbernen noch lange nicht ausgereizt; ganz im Gegenteil!

Das neue Zauberwort heißt „Compact-Disc-Inter-active" und deckt nicht nur einen medialen Bereich ab. War bisher digital-sauberer Sound die Sache der kleinen CD (die große, digitale Bildplatte blieb ein exzentrisches Medium), so feuert man im Hause Philips nach den guten Erfolgen der CD-I in Amerika eine komplette mediale Breitseite auf den europäischen Markt ab. Und die Einsatzmöglichkeiten dieses neuen Mediums geben Anlaß zu großen Hoffnungen:

Werfen Sie ihre Fotoalben weg, aber lassen Sie sie vorher bitte digitalisieren. Mit der Photo CD, dem Ahnherrn der CD-I Entwicklung, sehen Sie Ihre Urlaubsfotos plötzlich im Fernsehen.

Ihr Sprößling quält Sie seit Jahr und Tag mit einer piepsenden, kleinen Kiste und phantasiert von Installateuren, die Drachen bekämpfen? Vergessen Sie's! Mit der CD-I zaubern Sie „Edutainment" in die mediale Kinderstube. Je nach Maßgabe gibt's Bildung den Nachwuchs. Fernsehernutzung ist nicht mehr länger gleichbedeutend mit progressiver Verdummung. Die visuelle und akustische Qualität der CD-I-Spielepalette vermag auch „größere Kinder" durchaus zu überzeugen.

Für eben jene großen Kinder, die

Erwachsenen also, die noch nicht den Weg auf den Golfplatz gefunden, oder die Platzkarten für das Tennis Open verlegt haben, bietet die CD-I ebenfalls Abhilfe. Mit Su-pergrafik und realistischen Spielsituationen, die den Vergleich mit Computerspielen der oberen und obersten Preisklasse nicht zu scheuen brauchen, findet sich der Benutzer auf dem Golfplatz oder beim Open in New York, London oder Paris wieder.

Wer auf andere Art seinen Spieltrieb befriedigen will, kann sich mit dem an Hitchcocks „Fenster zum Hof" angelehnten Spiel „Voyeur" als Detektiv versuchen, oder als „Ritter Link" Abenteuer in einer magischen Zauberwelt bestehen.

Wem das alles noch immer zu profan ist, der kann mit der CD-I aber auch ein schönes und'anschauliches (im wahrsten Sinne des Wortes) Stück Bildung ins Haus holen.

Mit der „Comptons Encyclope-dia" in ihrem CD-I-Player können Sie in Hinkunft jedem Enzyklopädien-Vertreter getrost die Tür weisen. Alle 26 Bände auf einer (!) CD, verbunden mit themenbezogenen Bildmontagen und Videoclips, vermögen auch die ausgefallensten Wünsche zu befriedigen. Die multimediale Aufarbeitung wurde auch bei anderen Bildungsprogrammen angewandt, so kann man sich beispielsweise Zarenschätze oder eine Reise in die Vergangenheit Europas ins Wohnzimmer zaubern.

Nachdem die Alleskönne-rin CD sich als das Musikmedium behaupten konnte, den Fotografien eine neue Dimension verleiht, am Video-spielsektor und auch bei den Bildungsprogrammen einiges zu melden hat, versucht die CD-I jetzt auch noch der guten alten Videokassette den Rang abzulaufen. Mit (einstweilen) 74 Minuten Spielzeit pro Scheibe, digitaler Bild-und Klangqualität, stabilen Standbildern und der Möglichkeit, Szenen direkt „an-zuklicken", könnte das sogar gelingen. (Daß diese Videos abnutzungsfrei sind, sei nur ganz nebenbei bemerkt...)

Der Nachschub an entsprechenden CDs scheint übrigens gesichert - Paramount Pictures etwa wird die nächsten 50 Kinohits neben der Videokassettenversion auch als sogenanntes CD-Full-Mo-tion-Video herausbringen.

Der Siegeszug scheint einstweilen ungebrochen, die neuesten Entwicklungen geben Anlaß zur Hoffnung. Denn wenn es gelingt, das Problem der Bespielbarkeit marktgerecht (sprich preiswert/würdig) zu lösen, dann hätte die CD wie kaum ein Medium zuvor eine gigantische Marktabdeckung er-

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