Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Der schnelle Weg zum richtigen Buch
Buchhändler in der Steiermark entdecken die Vorteile der Neuen Medien. Im Internet können Bücher schneller und leichter bestellt werden.
Buchhändler in der Steiermark entdecken die Vorteile der Neuen Medien. Im Internet können Bücher schneller und leichter bestellt werden.
Schluß mit dem Geblätter esels-ohriger Seiten, Ihre Zeit ist um, alter Freund, Ihre fünf Jahrhunderte, um genauer zu sein. Jetzt werden Ihre schwerfälligen, verstaubenden, ganze Wälder vernichtenden Drucksachen weggepackt", so Bill Gates, der bekannte amerikanische Software-Unternehmer, in einem fiktiven Gespräch - inszeniert von John Updi-ke zu Johannes Gutenberg, dem Erfinder der Buchdruckkunst in „Dialo-gue in Cyberspace". Der amerikanische Schriftsteller wirft darin die berechtigte Frage auf, ob die Welt mit ihrer sich explosionsartig entfaltenden Medientechnik nicht schon längst dem Menschen entglitten ist? Gutenberg argumentiert: „Die Revolution des Buches hat seinen natürlichen Verlauf genommen. Wie ein Fluß ist das gedruckte Wort zu seinem Leser geflossen, und die billigen Mittel seiner Verbreitung haben es ihm erlaubt, zu tröpfeln, wo der Kanal zu eng war. Die elektronische Flut, die ihr beschreibt, kennt keine Ufer. Sie überschwemmt alles. 'Aber womit und für wen? Ihre Inhalte wirken so klein, gemessen am Genius ihrer Technologie ..."
Ob der Maus-Klick auf die CD-ROM das Blättern in den Büchern verdrängt? Was bedeutet der Vormarsch der sogenannten Neuen Medien, die auch in Österreichs Buchhandlungen schon Fuß gefaßt haben? „Sie sind sicherlich keine Konkurrenz für Bücher", meint Friedrich Hinterschwaiger, der Vorstand des steirischen Iandesgremiums der Buchhändler. „Sie sind eine sinnvolle Ergänzung zu den Büchern." Wenn man in einem Lexikon etwas schnell nachschlagen will, ist man sicher besser beraten, in einem gebunde nen Lexikon nachzuschlagen, da man erst gar nicht den Computer hochfahren muß. Wenn man aber an einem PC arbeitet, sind Lexika auf einer CD-ROM empfehlenswerter.
Vertraut machen konnten sich die Buchhändler, wie beispielsweise in der Steiermark, mit den Neuen Medien im vergangenen März in einer Multimediawoche, die rund 100 Teilnehmer zählte. Hier konnte man seine vielleicht noch vorhandene Scheu überwinden und mit neuen technischen Entwicklungen des „Cyberspace-Zeitalters" konfrontieren. Seitdem hätten viele seiner Kollegen Vorführungsgeräte in ihren Buchhandlungen, um den Kunden kompetent in bezug auf Neue Medien beraten zu können, erzählt Hinterschwaiger, Inhaber eines Buchgeschäfts. Als beste Renner nennt er CD-ROMs im Lernbereich, Fremdsprachentraining und die Ravensburger CD-ROM „Bitte nicht stören".
„Wir müssen davon wegkommen, daß die Neuen Medien etwas Unheimliches sind", meint Gert Podrep-sek, Leiter der EDV-Abteilung der Grazer Buchhandlung Kienreich. Das betreffe sowohl den Buchhändler als auch den Kunden. Viele sind unsicher, ob sie das neue Nachschlagwerk gebunden oder als CD-ROM-Version erwerben sollen. Sie kennen vielleicht nicht den „Mehrwert" eines Sprachkurses auf Scheibe. „Viele Räufer wählen dann doch den Duden in Buchform statt in der CD-ROM-Version", berichtet der Geschäftsführer der Grazer Buchhandlung Alfred Rrejci. Er nimmt an, wenn die Runden in Zukunft die passende technische Ausstattung hätten und sich die Preissituation der CD-ROMs verbesserte, würde wahrscheinlich der Duden zu fünfzig Prozent in Disketten-und zu fünfzig Prozent in Buchform gekauft werden.
Die -Streßzeiten des Buchhändlers stehen gerade wieder bevor: von Mitte November bis Weihnachten. Wenn er die Buchwünsche rasch im Nachschlagverzeichnis einer CD-ROM erfüllen kann, statt mit langwierigem Blättern in einem dicken Druckwerk, erspart ihm dies viel Zeit.
Im Rahmen der österreichischen Buchwoche wird am 12. November ein „Info-Zelt" am Grazer Hauptplatz errichtet. Die Buchhändler laden dazu ein, sich über die Neuen Medien und den Gebrauch des Internets in ihrer Branche zu informieren.
Die Autorin ist freie Journalistin in Graz.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!