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Digital In Arbeit

Die Musik aus der Konserve

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Die richtigen Komponenten bestimmen die Funktionalität des Ensembles. Ein kleiner Ratgeber für Platten-, CD- und MC-Spieler.

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Die richtigen Komponenten bestimmen die Funktionalität des Ensembles. Ein kleiner Ratgeber für Platten-, CD- und MC-Spieler.

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Die Frage nach dem „richtigen” Plattenspieler läßt sich folgendermaßen beantworten: Hier ist Vorsicht geboten. Schauen Sie sich gut an, was Sie kaufen, es wird, aufgrund der Marktentwicklung, möglicherweise der letzte LP-Spieler sein, den Sie kaufen. Wenn Sie ein wirklich überzeugter Vinyl-Fan sind, wird sich eine Investition auf jeden Fall rentieren.

Beim Kauf des Plattenspielers steht der Kunde zumeist vor einer dreiteiligen Sache: Eine Kombination aus Tonarm, Tonabnehmer und Laufwerk. Wenn Sie einen guten Verkäufer vor sich haben, wird er ihnen etwas über das Geometrieproblem des richtigen Tonarmes erzählen können.

Wenn er es aber zu kompliziert macht, sei hier bemerkt: Es geht nur darum, daß der Tonarm in den meisten Fällen den Abtastdiamanten nicht im richtigen Winkel (nämlich im gleichen Winkel wie der Schnittstichel bei der Plattenherstellung steht) hält, und so relativ komplizierte mechanisch-mathematische „Spielereien” notwendig sind, um dieses Phänomen so weit wie möglich auszugleichen.

Wenn Sie ein „bastelfreudiger”, verspielter Mensch sind, können Sie mit der Justage Ihres Badial-Tonar-mes sicher eine Menge Zeit sinnvoll verbringen. Für weniger verspielte Charaktere sei hier der Tangential-Tonarm empfohlen. Er läuft stets parallel zur Plattenrille; liefert durch den Wegfall des oben beschriebenen Spurfehlwinkels erfreuliche Klangergebnisse und ist durch die meist integrierte Auflegemechanik wesentlich bedienungsfreundlicher als der radiale Bruder.

Wichtig in beiden Fällen: Achten Sie auf das Chassis und auf die Tellermasse. Die Tellermasse, auf der Ihre Lieblingsplatte dann ruhen wird, sollte möglichst groß, schwer und träge sein und im Idealfall von einem Biemen getrieben werden. Sie muß unbedingt vom Chassis entkoppelt sein, um befriedigende HiFi-Erlebnisse bescheren zu können.

Platten oder CDs

Letztendlich sollten Sie aber Ihr Ohr entscheiden lassen. Ist doch ein Plattenspieler ein selten komplizierter Gerätekomplex, und kein auch noch so unglaubliches technisches Detail kann den perfekten Klang wirklich garantieren.

Die Vinylplatte wird sich sicherlich noch einige Lenze ihres herstellungstechnischen Lebens erfeuen können. Die Streitereien über die Qualität des Klanges im Vergleich zur CD werden durch das Verschwinden der Platte aus dem allgemeinen Angebot sicher nicht verstummen.

Wie auch immer Sie sich entscheiden und welcher verschworenen Gemeinschaft der Klangpuristen Sie auch immer angehören: Ein CD-Player ist sicher keine Fehlinvestition. Der Bedienungskomfort der CD ist nach wie vor unübertroffen, das Handling der Tonträger ist um ein Vielfaches benutzerfreundlicher als das der heiklen Vinylplatte. Wer konstant guten Klang - speziell hinsichtlich der Archivierbarkeit von Musikstücken und Tonträgern - zu schätzen weiß, wird mit dem Kauf eines CD-Players ebenfalls gut bedient sein.

Hier wie dort gilt: Gutes hat seinen Preis. Den „richtigen” CD-Spieler erkennen Sie sicher nicht nur am Preis, denn teuer ist nicht gleich gut, aber eine gute Rückwandlung der digitalen Information in analogen Klang zum Minipreis ist in 99 von 100 Fällen schlichtweg nicht möglich.

Der CD-Player will ebenso gut überlegt gekauft werden, wie ein Plattenspieler. Die Probleme hier sind freilich ganz anders gelagert. Der CD-Spieler hat weniger mit technisch-mechanischen Schwierigkeiten zu kämpfen, die Sache liegt im Falle der silbernen Scheibchen im Bereich von Null und Eins, mit denen die musikalische Information auf dem optischen Datenträger CD festgehalten ist.

Die musikalischen Daten sind auf der CD optisch vercodet. Die Musikinformation wird bei diesem Medium auf eine Kombination der Schalterwerte ja/nein beziehungsweise Eins/Null reduziert. Die binären Codes und deren Umsetzung in Musik sind es nämlich, die dem kaufwilligen Audiophilen das Leben schwer machen.

Die entwickelnden Techniker fanden einst eine Musikdynamik von 96 Dezibel ausreichend und haben uns ein System beschert, das in 16-Bit Datenblöcken für 65.536 Feindynamikklangstufen sorgt. Die Abtastung geschieht über einen gebündelten Lichtstrahl völlig berührungsfrei. Die Daten werden von einer Aluminiumschicht auf einer Polycarbonatscheibe abgelesen und können im Schadensfall sogar ergänzt werden. Wenn Sie einen CD-Player kaufen, lassen sie sich nicht auf Diskussionen über die Klangfülle oder ähnliche Spaße ein, hier geht es um Datenverarbeitung — der Apparat arbeitet einfach nur richtig oder falsch. In diesem Zusammenhang sei noch einmal das eigene Gehör und Asthetikempfinden als oberste Instanz empfohlen.

Die MC und ihre Nachfolger

Neben den eben besprochenen Medien werden Sie sicherlich auf eine anderen Bereich der Speichermedien stoßen, der ebenso reizvoll wie (derzeit noch) problematisch ist: Die MC -Musikcompactcassette und ihre potentiellen Nachfolger. Die Cassette war über lange Jahre hinweg die ideale Ergänzung zu den, oben beschriebenen Systemen. Klein und leicht zu transportieren, sorgte die MC für Musikunterstützung nicht nur über die Heimanlage zu Hause, sondern vorallem für unterwegs. Der Hauptvorteil lag auf der Hand: Man konnte sie selbst bespielen. Die Nachfolger sind nun schon etwas länger auf dem Markt, der Krieg scheint allerdings noch lange nicht vorüber zu sein; gleich drei Systeme streiten sich um die Vormachtstellung des einzig legitimen Nachfahren der MC.

Die DCC (Digital Compact Cassette) ist der Nachfolger der einen sanften Systemumstieg möglich macht, die alten Cassetten können nach wie vor gespielt werden.

Die MD (MiniDisc) ist die kleine Schwester der CD, sie kommt in einer Hülle ähnlich der 3,5 Zoll Diskette für den Computer und bietet vergleichbaren Bedienungskomfort wie die CD.

Die DAT (Digital Audio Tape)-Systeme haben sich nicht nur im Studiobereich festsetzen können, der Audiophilie-Bereich wird ebenfalls zu einem guten Teil von DAT Bändern und Abspielgeräten abgedeckt.

Bedenken Sie, daß der Kampf um die Vorherrschaftsstellung in diesem Bereich noch längst nicht vorüber ist, jedes System, das sie kaufen, kann in einigen Jahren schon wieder von der Bildfläche verschwunden sein, weil es sich nicht auf dem Markt etablieren konnte. Hier ist beim Einkauf Vorsicht die Mutter der Porzellankiste.

Den Schluß, den man bei einer solchen groben „Durchforstung” der HiFi-Landschaft ziehen kann, haben Sie hier immer wieder gehört.

In unserem Falle ist das Ohr das Maß aller Dinge. Ausschlaggebend sollte nicht der Preis sein, nicht das Design, sondern einzig und alleine die klangliche Befriedigung, die Ihnen Ihre Anlage verschaffen kann.

Viel Spaß damit!

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