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Beweisstück des Mysteriums

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Sechs Wochen lang war von Ende August bis Anfang Oktober das berühmte Grabtuch im Dom von Turin ausgestellt, zum ersten Mal seit 45 Jahren. Hunderttausende Menschen zogen an der Reliquie vorüber, schaudernd ob der „Photographie“ des Gekreuzigten, die sich auf dem Linnen abdruckt. Zwei Tage lang kamen die „Sindologen“, die Grabtuchspezialisten, aus aller Welt zusammen, um auch mit modernsten • naturwissenschaftlichen Methoden zu belegen, wovon sie auch vorher schon überzeugt gewesen waren - die Echtheit des Tuches; die Tatsache, daß keine Einzelheit dagegen spricht, es sei tatsächlich das Grabtuch Christi. Einen naturwissenschaftlich abgesicherten Beweis für die Auferstehung selbst zu erbringen, hatten sie sich nie erdreistet.

Die Ergebnisse dieser zweitägigen Konferenz waren keine anderen, als sie auch Robert K. Wilcox in monatelangen Recherchen bei Spezialisten in aller Welt zusammengesammelt hatte: Das Turiner Leichentuch ist einmalig in seiner Art, es gibt keine ähnliche Totenkleidung. Es ist mit größter Wahrscheinlichkeit tatsächlich rund 2000 Jahre alt. Der Stoff kann durchaus in jener Zeit im Mittelmeerraum erzeugt worden sein. Die Abbildung auf dem Tuch ist jene einer menschlichen Gestalt. Sie zeigt, daß der Tote vor Eintreten des Todes gegeißelt, daß ihm eine schwere Traglast auf die Schulter gelegt worden war, daß Hände, Füße und die Seite durchbohrt wurden. Die Möglichkeit einer Fälschung kann ausgeschlossen werden. Die Wahrscheinlichkeit, daß ein anderer so gekreuzigt und begraben wurde, wie es die Evangelien von Christus erzählen, ist praktisch gleich null.

Die wichtigste Frage, wie das Abbild auf das Tuch gekommen ist, kann auch der Autor nur vermuten, nur glauben - durch intensive Strahlung. Im Moment der Auferstehung

Die Frage nach der Echtheit des Grabtuchs hat die Forscher fasziniert, seit vor 80 Jahren ein italienischer Photograph bei der Ausarbeitung seiner Aufnahmen die Konturen des Gekreuzigten im Negativ feststellte. Wilcox verfolgt die Spuren des Tuches bis in das Altertum zurück, schildert die Arbeiten der Sindologen. Die Reportage gerät damit streckenweise zu langatmig, die eigene Spürtätigkeit tritt zu stark in den Vordergrund.

DAS TURINER GRABTUCH. Ein Beweis für die Auferstehung Jesu. Von Robert K. Wilcox. Aus dem Amerikanischen von Klaus Machold. ECON-Verlag Düsseldorf-Wien. 280 Seiten, 54 Abbildungen, öS 187,-.

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