Das Warten auf den Messias
Mit 54 Flügen aus Deutschland, der Türkei und Japan wollen die USA, die EG und andere westliche Staaten in 23 Städten der „Gemeinschaft Unabhängiger Staaten" (GUS) die ärgste Not lindern: 2.500 Tonnen Nahrungsmittel, Medikamente und Kleidung werden transportiert.
Mit 54 Flügen aus Deutschland, der Türkei und Japan wollen die USA, die EG und andere westliche Staaten in 23 Städten der „Gemeinschaft Unabhängiger Staaten" (GUS) die ärgste Not lindern: 2.500 Tonnen Nahrungsmittel, Medikamente und Kleidung werden transportiert.
Präsident Boris Jelzin hat in Paris vor der drohenden „rot-braunen Gefahr" für Rußland gewarnt. In der Tat, neokommunistische Bewegungen und nationalistische Gruppierungen schwimmen auf einer Art „Wiedergeburtswelle": Man sucht das Heil entweder in der alten kommunistischen Ordnung - so die Bewegung „Arbeitendes Rußland" - oder knüpft an Vorstellungen des vorrevolutionären Rußlands an - wie die „Russische Volksversammlung", die fürdie „Wiederbegründung eines starken und einigen russischen Staates in seinen historischen Grenzen" eintritt.
Die Massenkundgebungen der verschiedenen politischenGruppierungen vom vergangenen Sonntag in Moskau haben erstmals ein neu entstandenes Parteienspektrum gezeigt, dessen gemeinsamer Nenner die Unzufriedenheit mit dem Status quo ist. Während die Gruppe, .Demokratisches Rußland" für noch schärfere Reformmaßnahmen eintritt, forderte Jelzins Vize, Alexander Ruzkoj den wirtschaftlichen Ausnahmezustand in Rußland für etwa ein Jahr und gab bekannt, mit 28 Experten ein alternatives Wirtschaftsprogramm ausarbeiten zu wollen.
Die Massen haben mit überhöhten Preisen zu kämpfen, mit einem desolaten Gesundheitssystem, in den Spitälern Moskaus wird nur mehr gestorben, heißt es in dramatischen Berichten von Ärzten. Besonders katastrophal ist die Situation im Zentralen Kinderspital in Moskau, wo Kinder mit Leukämie nicht mehr behandelt werden können.
Das ist der Boden, auf dem selbsternannte Messiasse groß werden. Neben der chauvinistischen, schon in der Kommunistenära entstandenen antisemitischen „Parnjaf-Bewegung trat jetzt eine Gruppe in Erscheinung, an deren Spitze der Populist Wladimir Wolfowitsch Schirinowski (45) steht. Er lehnt Jelzins Wirtschaftsprogramm als „volksfeindlich" ab und will die alte Ehre Rußlands wiederherstellen. Auf diese Weise versucht er vor allem die Militärs auf seine Seite zu ziehen.