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Die Stille

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Ilse Aichinger: Die Stille, Verschlossene, Einsame. Lange Zeit hat sie nichts mehr veröffentlicht. Lebte zurückgezogen auf einem Bauernhof. Der Tod ihres Mannes Günther Eich hat sie schwer ge-i troffen.

Mit der „Spiegelgesefaiehte“' und anderen Erzählungen hat sie nach dem Krieg die österreichische Erzähltradition erneuert: Sie hat das Erbe Kafkas und Musils angetreten. Mit unheimlichen, surrealen, unglaublichen Geschichten. Mit ihren Sprachexperimenten, die mehr waren als

formale Spielereien. Die Erzählungen sind hermetisch, schwer zugänglich, geheimnisvoll.

Kürzlich erst ist ein Lyrikband erschienen: „Verschenkter Rat“, eine Sammlung von Gedichten aus zwei Jahrzehnten.

Auch ihre Verse erschließen sich dem Leser nicht leicht, sie sind abweisend, in sich geschlossene Dialoge.

„Was entsteht, entsteht gegen sich. Was einander zugeordnet ist, bleibt doch für sich. Ein guter Leser kann sich hier täglich messen“, hat Ilse Aichinger vor Jahren geschrieben.

Der Satz paßt auf ihre Gedichte. Man kann sich täglich messen.

Diese Woche hätte Ilse Aichinger in der österreichischen Gesellschaft für Literatur im Palais Palffy aus ihrem neuen Gedichtband lesen sollen. Die Veranstaltung mußte im letzten Moment abgesagt werden. Man spricht von einer Erkrankung, und also wünschen wir der großen Lyrikerin baldige Genesung - und uns, daß wir sie bald hören mögen.

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