6990587-1986_43_19.jpg
Digital In Arbeit

EDV-Berufe im Vormarsch

Werbung
Werbung
Werbung

Bis vor kurzem war die EDV-Welt in Ordnung. Ein bißchen Logik, ein bis zwei Programmiersprachen, und man zählte zu den Auserwählten, die mit ihrem Fachchinesisch eine eigene Kaste in der Gesellschaft bildeten. Das ging so lange, bis die dezentrale Datenverarbeitung und die „persönlichen“ Computer kamen. Und seither stellt sich die EDV-Szene dar, wie man sie mit einer uralten, persischen Geschichte beschreiben kann:

„Man hatte einen Elefanten zur Ausstellung bei Nacht in einen dunklen Raum gebracht. Die Menschen strömten in Scharen herbei. Da es dunkel war, konnten die Besucher den Elefanten nicht sehen, und so versuchten sie, seine Gestalt durch Betasten zu erfassen. Da der Elefant groß war, konnte jeder Besucher nur einen Teil des Tieres greifen und es nach seinem Tastbefund beschreiben.

Einer der Besucher, der ein Bein des Elefanten erwischt hatte, erklärte, daß der Elefant wie eine starke Säule sei; ein zweiter, der die Stoßzähne berührte, beschrieb den Elefanten als spitzen Gegenstand; ein dritter, der das Ohr des Tieres ergriff, meinte, er sei einem Fächer nicht unähnlich; der vierte, der über den Rücken des Elefanten strich, behauptete, daß der Elefant so gerade und flach sei wie eine Liege.“

Ähnliche Orientierungsprobleme stellen sich dem Beobachter der heutigen EDV-Landschaft, ihrem Umfeld und den entsprechenden Aus- und Weiterbildungswegen.

Im Laufe der letzten Jahre haben sich rund um den Computer “ neue Berufsfelder entwickelt, bedingt durch das Aufkommen der EDV-„Zwerge“, der Mikrocomputer. Sie brachten Know-how und Kapazität an den Arbeitsplatz des Sachbearbeiters, der Sachbearbeiter wird immer mehr zum „EDV-Sachbearbeiter“.

Folgende Berufsfelder können neben den klassischen EDV-Berufen in der Zukunft erwartet werden:

• Beschäftigte mit einer „Computer-Basisqualifikation“: Grundkenntnisse über das Funktionieren des Computers, Erstellen von Texten mit einem Textverarbeitungsprogramm, Auswerten von Tabellen und Datenbeständen;

• „EDV-Sachbearbeiter“: Arbeiten mit integrierter Software (das sind Multifunktionspro-gramme mit den Funktionen Textverarbeitung, Kalkulation, Datenbank, Grafik, Kommunikation, Terminplanung), Erstellen von Statistiken und Grafiken;

• „EDV-Koordinator“: Programmieren von Computern, Entwicklung von EDV-Anwendungen.

Die erforderlichen Kenntnisse richten sich also in Qualität und Quantität nach dem jeweiligen Anwendungsgebiet. Und weil die Anwendungsmöglichkeiten des Computers zunehmen, ist auch eine permanente Weiterbildung erforderlich.

Sind Anpruchs- und Leistungsniveau bei der Bedienung eines Computers nicht gleich, führt dies unweigerlich zur Frustration und kann zur inneren Emigration am Arbeitsplatz führen. Die Angst vor dem Computer ist zwar groß-teils unbegründet, aber bei vielen (potentiellen) EDV-Benutzern vorhanden. Und sie nimmt mit zunehmendem Alter eines Mitarbeiters zu.

Die Ursache liegt darin, daß ein Großteil der heute Berufstätigen weder in der Schule noch in der Berufsausbildung, den Umgang mit Computern gelernt hat. Dies gilt auch für die Mitarbeiter in den Führungsebenen, die nach Untersuchungen für die Nutzung der EDV in den Unternehmen zwar durchaus positiv eingestellt sind, selber aber erst nur in geringer Zahl dieses „Denkzeug“ verwenden.

Neben den fehlenden Kenntnissen über das Funktionieren eines EDV-Gerätes ist ein weiterer wesentlicher Grund des Mißtrauens in der Tatsache gegeben, daß die „Kommunikation“ mit dem Computer eine „eindeutige Sprache“ mit „zeichengenauen“ Anweisungen erfordert. Wer sich nicht daran hält, wird nicht verstanden. Ein gravierender Unterschied zur zwischenmenschlichen Kommunikation.

Der Autor ist Generalsekretär der ADV Arbeitsgemeinschaft für Datenverarbeitung.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung