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Digital In Arbeit

Die Technik hat auch häßliche Seiten

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Vor allem aufgrund mangelhafter oder einseitiger Information sowie schlechter Erfahrungen lassen sich in vielen Klein- und Mittelbetrieben psychologische und organisatorische Barrieren gegen die EDV feststellen. Die gängigsten Vorurteile von Firmenchefs oder Managern sind:

• unser Unternehmen ist 2x1 klein für neue Technologien;

• der betriebliche Ablauf ist viel zu kompliziert (als daß man ihn der Maschine überlassen könnte);

• daher gibt es kein geeignetes EDV-System;

• die Anschaffungskosten sind zu hoch;

• Computer-Systeme sind viel zu störanfällig.

Folgende Maßnahmen erweisen sich in der Praxis als recht zielführend gegen solche Vorbehalte:

• Beschaffung aussagekräftiger Unterlagen (von Firmen oder aus einschlägigen Zeitschriften) über die verschiedenen technischen Möglichkeiten;

• Besichtigung der EDV-Lösungen in vergleichbaren Unternehmen;

• ausführliche Gespräche mit mehreren Anbietern;

• Einschaltung eines neutralen Organisationsberaters (zum Beispiel über die Bundeswirtschaftskammer).

Auch die Mitarbeiter zeigen sich mitunter recht widerstrebend. Sehr oft befürchten sie:

• Abhängigkeit von der EDV und damit Kompetenzverlust;

• wegrationalisiert zu werden;

• Minderung der Arbeitsqualität;

• langwierige, aufreibende Umstellungen;

• Mißerfolg im Umgang mit der EDV;

• Unsicherheit bei der Bedienung der neuen Techniken;

• Einschränkung der persönlichen Freiheit.

Nun ist die eingangs beschriebene neue Technik nicht einfach nur Selbstzweck, sondern sie soll den Menschen (noch dazu mögliehst vielen) in einem Betrieb bei der Bewältigung ihrer Aufgaben helfen. Daher sind auch Fragen berechtigt wie: Was bringt sie unter Umständen Negatives, Nachteiliges? Welche häßlichen Kehrseiten können die Kommunikationstechnologien haben?

Computer sind bekanntlich nicht nur Arbeitsmittel zur Erleichterung von Tätigkeiten, sondern sie können durchaus auch den Benutzer belasten und zum Werkzeug der Maschine degradieren. Recht gern blasen daher auch Techno-Kritiker das Gespenst vom „big brother“ auf, der genau überwacht, wer was und wieviel arbeitet. Die „Modern times“ eines Charly Chaplin erfahren mitunter auch Neuauflagen: Der gestreßte Mensch muß im Takt der Maschinen - oder besser der Computer — mitlaufen, ob er will oder nicht.

Solche Bedenken und Vorbehalte sind natürlich nicht unbegründet. Es gibt ja genug Beispiele aus der Praxis. Zum Beispiel über höhere Belastungen, mehr Zeitdruck, stärkere Konzentration und eine straffere Arbeitsleistung. Man fühlt sich isolierter als früher oder fürchtet die Entlassungspapiere, weü der Automat für den Betrieb halt billiger ist.

Diesen Entwicklungen, Ängsten und Sorgen wird natürlich am besten entgegengewirkt, indem alle Beteiligten in den Ent-scheidungsprozeß miteingebunden werden. Zum Beispiel in die Frage, wer bedient in Zukunft welches Gerät? Wer muß welche Kurse besuchen? Der springende Punkt ist, daß die Mitarbeiter tatsächlich bereit sind, das neue Gerät im Bedarfsfall einzusetzen und sich nicht—wie früher — vielleicht die Informationen doch wieder aus dem Aktenschrank zu holen.

Es empfiehlt sich, auch die zukünftigen Kompetenzen der Benutzer festzulegen. Sie sollten ebenfalls den Zeitplan kennen, mit dem die Automatisierung erfolgen soll.

Viele Anbieter haben schon entsprechende Schulungsprogramme vorgesehen. Die Tagsätze für solche Ausbüdungen schwanken zwischen 1.000 und 3.000 Schilling. Daß sich die finanziellen Aufwendungen aber lohnen, steht für kluge Firmenchefs längst * außer Zweifel (siehe nebenstehenden Beitrag).

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