
Big Data: Flüsternder Maschinenklatsch
Künstliche Intelligenz setzt heute auf gigantischen Datenmengen auf. Doch es gilt, einen gefährlichen Trugschluss zu vermeiden: Diese Systeme erzeugen kein Wissen, sondern lediglich Vermutungen.
Künstliche Intelligenz setzt heute auf gigantischen Datenmengen auf. Doch es gilt, einen gefährlichen Trugschluss zu vermeiden: Diese Systeme erzeugen kein Wissen, sondern lediglich Vermutungen.
Wissen zu entwickeln, ist eines der höchsten Güter unserer Zeit. Dem Laien scheint Wissen auf den allerersten Blick durchaus nur positiv. Aber zu viel wissen zu wollen, vom Baum der Erkenntnis essen zu wollen, war schon immer auch eine Schicksalsfrage für die Menschheit. Zum ersten Mal wurde mir diese eher skeptische Sicht auf Wissen bewusst, als ich dem Vortrag eines Google-Lobbyisten zuhörte, der die Idee vertrat, man könne doch auch eine „Ethik der Ignoranz“ vertreten. Er deutete an, dass man in Unternehmen wie Google, die sehr viel Informationen über Menschen sammeln, oftmals Dinge weiß oder zu wissen meint, die man eigentlich gar nicht wissen will, ja auch gar nicht wissen sollte.
Digitale Überwachung: Profile über Onlinenutzer
Das betrifft sicherlich nicht nur das Wissen darum, wie häufig jemand sich Pornoseiten im Internet anschaut, wie oft man beim Eintippen in die Suchmaschine derbe Rechtschreibfehler macht, wie viele Stunden jemand online ist und was er oder sie da alles macht. Das ist ein Wissen der großen Internet-Giganten über uns Nutzer, was nichts mehr ist als eine Vielzahl kleiner trivialer Peinlichkeiten, bei denen man schon fast fragen könnte, ob das Wort „Wissen“ hier das richtige ist – oder ob man eher von digitalem Klatsch („Gossip“) reden sollte, den sich die Maschinen gegenseitig virtuell zuflüstern, nur um uns dann mit entsprechender Werbung oder Nachhilfe zu überraschen. „Was wissen die schon von mir“, fragt so mancher Bürger und versucht, die Sache zu verdrängen.
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