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Digital In Arbeit

Der Computer wird gezähmt

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Computer von heute sind nicht nur blitzgeschwind, sondern auch blitzgescheit.Im Büro der neunzi- ger Jahre bestimmt trotzdem wieder der Mensch den Arbeitsrhythmus. Auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter wird verstärkt Rücksicht genommen.

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Computer von heute sind nicht nur blitzgeschwind, sondern auch blitzgescheit.Im Büro der neunzi- ger Jahre bestimmt trotzdem wieder der Mensch den Arbeitsrhythmus. Auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter wird verstärkt Rücksicht genommen.

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Die diesjährige IFABO findet nicht gerade unter dem Licht eines stets erfolgreich wachsenden Marktes der EDV-Hersteller und Anbieter statt. Die Presse berichtet eher über Stagnation, Unterneh- mensübernahmen, „Große schluk- ken Kleine". Erfolgsgewohnte, namhafte EDV-Hersteller kämpfen mit Quartals- und Jahresverlusten.

Trotzdem kein Grund zur Scha- denfreude. Denn es geht uns alle an, wie wir mit dem wertvollen

Wirtschaftsgut Information zu- künftig umgehen werden.

Die Zeit der Hardware-Schlach- ten scheint einen Wendepunkt er- reicht zu haben. Anwender inve- stieren zurückhaltender, und es sieht so aus, als ob sie auf ein Signal der Datenverarbeitungsindustrie warten, das anzeigt, wie es weiter- gehen soll. Doch die scheinbare Sackgasse, in der sich Anbieter wie Anwender befinden, kann nur durch einen Schwenk, den beide in Part- nerschaft vollziehen müssen, ver- lassen werden. Die Zeit ist reif, um das Selbstverständnis über das, was Informationsverarbeitimg be- deutet, neu zu definieren.

Wenn bislang der Computer im Mittelpunkt der Informationsver- arbeitung stand, sollte es künftig die Organisation des Anwenders sein. Es gilt, sich mehr auf die In- formations-Architektur seines Unternehmens als auf die Hardwa- re- und Softwarebausteine zu kon- zentrieren.

Die Information ist zum Produk- tionsfaktor geworden, den es zu erschließen gilt. Die Erschließung ist allerdings Managementaufgabe und keine Aufgabe von Program- mierern und Technikern.

Was keine Zukunftsmusik mehr darstellt ist die Tatsache, daß die Information zu einem Produktions- faktor wie Arbeit, Boden und Ka- pital geworden ist. Sie ist ein stra- tegisch wichtiges Wirtschaftsgut und ihre qualifizierte Erschließung wird wettbewerbsentscheidend sein. Wer die Erschließung des Pro- duktionsfaktors Information ver- paßt, wird morgen nicht mehr zu den Erfolgreichen gehören.

Doch wessen Aufgabe ist es, die

Information zu managen? Die Ant- wort ist unter diesem Aspekt nicht mehr schwer. Produktionsfaktoren zu managen ist Sache des Unter- nehmers und keine Aufgabe für Freaks. An dieser Stelle muß klar gestellt werden, daß es ein Trug- schluß ist, Informationsverarbei- tung auf EDV zu reduzieren. Da- tenverarbeitung ist zahlenorien- tiert. Sie beschäftigt sich mit der Bildung von Summen und Ver- gleichszahlen. Mit ihrer Hilfe bil- det man organisatorische Abläufe nach, verarbeitet Fälle und mißt die Quantität von Transaktionen. Mit ihr wird das Ziel verfolgt, zu rationalisieren.

Informationsverarbeitung ist faktenorientiert. Sie beschäftigt sich mit der Beschaffung, Selek- tion, Verteilung, Verdichtung, In- terpretation, Kommunikation, Archivierung und dem Wiederfin- den von Informationen. Die Infor- mation ist die Grundlage einer je- den Entscheidung. Eine Zahl ist noch keine qualitative Information, solange man durch sie noch nicht urteilsfähig ist, um richtige Ent- scheidungen zu treffen.

Ein Manager benötigt umfassen- de Informationen, um strategisch wichtige Entscheidungen zum Wohle seines Unternehmens tref- fen zu können. Umfassend heißt nicht viel, sondern richtig selek- tiert und verdichtet.

Der Auftrag der Informations- verarbeitung ist daher, urteilsfähig zu machen, um eben qualifiziert entscheiden zu können.

Die Aufgabe der Informations- verarbeitung muß daher sein:

• Zugang zu allen benötigten Informationen zu verschaffen

• Sinn verstehen

• Bewerten

• Archivieren von Erfahrungen.

Zugang zu allen benötigten In- formationen verschaffen bedeutet, daß es sich hier um Text, Zahlen, Grafik, Bilder und Sprache han- delt. Ihr sinnvolles Zusammenstel- len, Kombinieren, Aufbereiten und Präsentieren ist wichtig.

Zur Umsetzung wird Know-how benötigt: Bibliothekarisches und Dokumentarisches Know-how, In- formationslogistische Erkenntnis- se, Analyse, Veränderung von In- formationsflüssen und Organisa-

tion von Arbeitsabläufen.

Um diese höchst anspruchsvolle Aufgabe der Umsetzung erfüllen zu können, gibt es Hard- und Soft- warebausteine, die als Werkzeug fungieren.

Es ist nicht die Frage, ob ein Unternehmen Bürotechnologien einsetzen sollte oder nicht, sondern die richtige Fragestellung lautet: „Welche Informationen mit wel- chen Inhalten benötigt ein Sachbe- arbeiter, Direktor oder Vorstands- mitglied, um im Sinne des Unter- nehmens handeln beziehungsweise entscheiden zu können?" Danach erst ist die Frage sinnvoll, welche Hard- und Softwarebausteine zur Realisierung dieser Anforderungen notwendig sind.

Während der Anwender lernt, seine Informationsstrategie zu for- mulieren, muß sich der Anbieter von Bürotechnologien um entspre- chend unterstützende Dienstlei- stungskonzepte Gedanken machen.

Hier liegt die große Herausforde- rung und zugleich Chance für die neunziger Jahre.

Der Autor ist Computer-Journalist in Wien.

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