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Management durch „Do-it-yourself"

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Wie festigt man den Bestand der Firma? Wie stehen die Zukunftschancen? „Strategisches Management" für die Sicherung des Unternehmens gibt es auch für Kleinbetriebe.

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Wie festigt man den Bestand der Firma? Wie stehen die Zukunftschancen? „Strategisches Management" für die Sicherung des Unternehmens gibt es auch für Kleinbetriebe.

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Beschleunigter technischer Fortschritt, steigende Rohstoff-und Energiepreise und immer schärferer Wettbewerb sind nur einige Faktoren, die vom Unternehmer mehr und mehr systematische Beschäftigung mit der Unternehmenszukunft und sorgfäl-

tige Entscheidungsvorbereitung verlangen, um große Fehlschläge weitestgehend zu vermeiden.

Vorkehrungen, die in einem Unternehmen bewußt und systematisch zur nachhaltigen Erfolgsund Zukunftssicherung getroffen werden, werden heute „Strategisches Management" genannt.

Es bedeutet: Sich selbst als Unternehmer, den Mitarbeitern und den Kunden Klarheit darüber zu verschaffen, wozu die Firma dient und wozu sie auch in Zukunft wichtig ist (Unternehmensleit-büd).

Die maßgeblichen Erfolgschan-

cen und -risken, die Stärken und Schwächen des Unternehmens, seiner Produkte und Leistungen rechtzeitig zu erkennen (Stärken-/ Schwächen-Analyse).

Daraus längerfristige, inhaltlich und zeitlich bestimmte Ziele abzuleiten und den „Kurs" für die Zukunft abzustecken (strategische Zielplanung).

Grundsätzlich Wege zur Zielerreichung zu planen und festzulegen (Strategieentwicklung), regelmäßig zu prüfen, ob der Kurs auf die Ziele hin eingehalten wird (Soll/Ist-Vergleich) und bei Abweichungen Maßnahmen einzuleiten, um die gesteckten Ziele doch noch zu erreichen.

Dieses Fünf-Punkte-Programm läßt sich in kleineren Betrieben meist auch ohne komplizierte Techniken und Instrumente verwirklichen. Ohne intaktes Rechnungswesen und Teilnahme an Betriebsvergleichen und Kon-junkturbeob%chtungen gehen jedoch wertvolle Informationen verloren.

Jedenfalls erfordert „Strategisches Management" die Entschlossenheit, die Unternehmenszukunft nicht dem Zufall zu überlassen sowie die Bereitschaft, diese Aufgabe der Unternehmens-

führung systematisch und konsequent wahrzunehmen.

Ein erster Schritt dazu ist die Erstellung eines schriftlichen Unternehmenskonzeptes. Da letztlich die Mitarbeiter die Inhalte zu verwirklichen haben, erwies es sich als günstig, so viel geeignete Mitarbeiter wie möglich schon in dieser Phase beizuziehen.

Die Schriftform mag anfangs etwas bürokratisch anmuten, ist jedoch erforderlich, vor allem um den Willen zur Zukunftssicherung und die beschlossenen Ziele und Strategien zu dokumentieren, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Weiters, um Abänderungen im Zeitablauf eindeutig festhalten und sich auf sie berufen zu können. Und um einen Vergleich der verwirklichten Ist-Werte (zum Beispiel Jahresumsätze) mit den geplanten Soll-Werten (etwa Planumsätze) zu ermöglichen.

Dem Fünf-Punkte-Programm entsprechend, läßt sich grobpha-sig folgender Leitfaden zur Erstellung eines „Strategischen Un-

ternehmenskonzeptes" ableiten:

• Unternehmensleitbild:

Es bildet den ordnenden Hintergrund für Vorstellungen und Interessen, die Unternehmer, Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Behörden und sonstiges „Umfeld" mit dem Unternehmen verbinden. Es stellt in einfachen Worten klar, wozu das Unternehmen existiert und weiterhin gebraucht wird, und es liegt die über allen Konzepten und Aktivitäten stehende Unternehmensidee fest.

Es sollte Aufschluß geben über die grundsätzlichen Zielgebiete (zum Beispiel Existenzgrundlage für Unternehmer und Familie; oder bester Kundendienst am Ort usw.), Unternehmensleistungen (Art der Produktion, Direktverkauf oder Mittler), Produkte und Dienstleistungen (Art und Qualität der Produkte, Umfang des Kundendienstes), Mitarbeiter und Personalführung (Qualifikation, Rekrutierung, Mitsprache us w.), Umwelt (strikte E inhaltung von Umweltauflagen).

• Stärken/Schwächen-Analyse: Zunächst ist abzuklären, „worauf es ankommt", um auf dem angestammten und wichtigsten Markt wettbewerbsfähig zu blei-

ben. Beispiele für sogenannte „Schlüsselfaktoren" sind Standort, Ruf, Zuverlässigkeit, Lieferbereitschaft, Qualität, Kostensituation, Preisniveau, Mitarbeiterqualifikation Finanzkraft usw.

Die zehn wichtigsten Schlüsselfaktoren sind anschließend als Stärke oder Schwäche des eigenen Unternehmens, möglichst im Vergleich zum stärksten Konkurrenten, zu bewerten.

• Strategische Zielplanung: Aus dem Leitbild und der Stärken/Schwächen-Analyse werden Zielvorstellungen über Ausbau und Absicherung der Stärken und Entschärfung der Schwächen abgeleitet und zeitlich und inhaltlich realistisch bestimmt (zum Beispiel: „Bis 1990 wollen wir für unser Hauptprodukt oder die Hauptdienstleistung die erste Adresse am Platz sein").

• Strategieentwicklung: Anschließend werden die

grundsätzlichen Stoßrichtungen (Strategien) für alle Maßnahmen festgelegt, die zur Erreichung der strategischen Ziele als zielführend erkannt werden.

Solche Strategien können sein: „Bereinigung der Produktpalette, Ausbau der Serviceleistungen, Änderung der Rechtsform in ..." Die Grundsatzüberlegungen sind anschließend in gezielten betriebsinternen und -externen Maßnahmenprogrammen durchführungsgerecht zu konkretisieren.

Notwendige Veränderungen machen auch vor der internen Or-

ganisation nicht halt, das heißt, wer eine bisher ausgeübte Funktion — etwa Werkstätten- oder Filialleiter - nicht entsprechend erfüllt hat, eignet sich vielleicht besser für die Übernahme anderer Teilaufgaben im Betrieb. • Soll/Ist-Vergleich:

Ziele können nur dann bei der Zukunftsbewältigung helfen, wenn sie als „Wegweiser" genützt werden. Es ist daher regelmäßig zu überprüfen, ob die verwirklichten Ist-Ergebnisse noch auf dem Weg zu den Soll-Ergebnissen (Zielen) liegen. Wo Abweichungen auftreten, die eine Zielerreichung in Frage stellen, sind daher Anpassungsmaßnahmen einzuleiten. Zum Beispiel um unvorhergesehene Umsatzeinbußen im ersten Quartal wettzumachen, sollten die Ergebnisse der restlichen drei Quartale, etwa durch mehr Werbung, entsprechend höher ausfallen, um das Jahresziel doch noch zu erreichen.

Das Fünf-Punkte-Programm des Strategischen Managements ist sicher kein Allheilmittel. Es kann jedoch dazu beitragen, durch systematische Vorbereitung auf die Zukunft die Risken von Entscheidungen zu vermindern und im gesamten Unternehmen ein Klima der Einheit und realistischen Zuversicht zu fördern. Ein Klima, das von der Unternehmensführung nicht nur auf die Mitarbeiter, sondern auch auf die Kunden, Lieferanten, Geldgeber etc. übergreifen sollte.

Der Beitrag ist in den Mitteilungen des Instituts für Gewerbeforschung erschienen.

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