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Grenzen der Demokratie?

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Große Namen wecken große Erwartungen. Um so größer ist dann oft auch die Enttäuschung. Das, was der Initiator des Club of Rome, Aurelio Peccei, beim letztwöchigen Hernstein-Top-Management-Seminar zum Thema „Die Herausforderung der achtziger Jahre" ausführte, bereicherte den Informationsstand des durchschnittlich interessierten Zeitungslesers wenig. Daß die Welt voller Probleme ist, die Rohstoffe knapp werden und die Weltbevölkerung rascher als die Nahrungsmittelproduktion wächst, ist hinlänglich bekannt.

Verböten es nicht Alter und Würde und die unbestreitbaren Verdienste Pecceis, wäre man geneigt, zur Bezeichnung „Wischi-Waschi" zu greifen.

(Und ich weiß aus Gesprächen mit Seminarteilnehmern, daß ich damit keinen exklusiven Standpunkt einnehme.)

So überflüssig das abermalige Strapazieren der Grenzen der Wachstumsthesen vor dem Hernstein-Auditorium war (durch ein entsprechendes briefing Pecceis hätte man sich das wahrscheinlich ersparen können), so verständlich wird das Fixiertsein Pecceis auf sein Lebenswerk, wenn man sich vor Augen hält, mit wieviel Worten, aber mit wenig Taten die Welt bisher darauf reagiert hat.

So wenig Konsens in den Arbeitsgruppen über die geeigneten Methoden zur Lösung der anstehenden Probleme zustande kam, so groß war die Einigkeit darüber, daß in den rund zehn Jahren seit den ersten aufsehenerregenden Warnungen des Club of Rome jedenfalls herzlich wenig dafür geschehen ist.

Um'das Verdienst Pecceis und des Club of Rome voll zu erfassen, muß man sich auch vor Augen halten, daß bis dahin die Grenzen des Wachstums (im weitesten Sinne, nicht rein materiell gesehen) überhaupt keinerlei Platz in unserem Weltbild hatten.'

Mit Bestürzung habe ich registriert, wie wenig Problemlösekapazität demokratischen Entscheidungsformen von den Seminarteilnehmern zugetraut wurden. Bei der Suche nach geeigneten Organisationsformen fürs Überleben der Menschheit landete meine Arbeitsgruppe - und wie ich nachher hörte auch andere -sehr schnell bei rein technokratischen Lösungen: Wichtige Sachentscheidungen sollten am besten ohne viel Tamtam im stillen Kämmerlein von Fachleuten getroffen werden. Wahlen sollten sich auf Entscheidungen beschränken, wo das „unwissende Volk" nicht viel Schaden anrichten kann.

Es wird Aufgabe der Politiker sein, dafür zu sorgen, daß nicht durch kleinkariertes, opportunistisches wie ineffizientes Parteiengezänk aus den Grenzen des Wachstums Grenzen der Demokratie werden.

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