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Der „Club of Vienna“

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Als sich vor einigen Jahren am Tiber ein paar zukunftsbesorgte Wissenschafter aus ganz Westeuropa zusammensetzten, um über die Probleme unseres Globus in den kommenden Jahrzehnten zu meditieren, entstand aus diesem Gespräch der „Club of Rome“, der mit seiner Analyse der „Grenzen des Wachstums“ die wachstumseuphorische Welt schockierte.

Von da an datiert der Versuch, die Menschen zum Umdenken anzuregen (besser gesagt, die weltweite Diskussion um diesen Versuch - mahnende Stimmen hat es vorher auch gegeben, nur wurden sie nicht gehört). Von da an datiert aber auch die Skepsis vor der Allmacht der Wissenschaft, das Unbehagen vor Ent-

Wicklungen, die der Nicht-Wissenschafter nicht zu durchschauen vermag.

Von den Prophezeiungen über die Grenzen des Wachstums hat sich so manches als voreilig herausgestellt. Trotzdem hat der Denkanstoß weitergewirkt. Gleichzeitig aber wurden die Forderungen der Entwicklungsländer, am Wissen der alten Welt beteiligt zu werden, immer lauter. Der „technology-transfer“ ist seither zum immer wiederkehrenden Tagesordnungspunkt internationaler „Nord-Süd“Konfe- renzen geworden. Als im Vorjahr in Wien die UN-City eröffnet wurde, war eine der größten Tagungen, die je hier stattgefunden haben, diesem Thema gewidmet.

Die Weitergabe des wissenschaftlichen Wissens - und seine Umsetzung in „praktische“ Auswirkungen - ist aber nicht nur eine Frage politischer Abmachungen, auch nicht nur eine Frage des Urheber- oder des Patentrechts. Sie ist ebenso eine Frage der sprachlichen Umsetzung, aus der Fachsprache des Forschers in die Umgangssprache des Staatsbürgers. Wenn schon im alten Europa, dessen Menschen durch Jahrhunderte gewohnt waren, wissenschaftliche Ergebnisse zu integrieren, die erwähnte Skepsis an der Wissenschaft wächst, wie erst in Entwicklungsländern, die vor drei Jahrzehnten noch Kolonien waren.

Die Verantwortung der Massenmedien in diesem Prozeß ist oft genug hervorgehoben worden. Die Möglichkeiten und Aufgaben der Spezialisten für die Berichterstattung über wissenschaftliche Probleme wurden - als Auftakt

zur UN-Konferenz - im Mai in Laxenburg mit internationaler Beteiligung diskutiert.

So lag eigentlich nahe, was sich nun dieser Tage - letzten Endes dann improvisiert - verwirklichte: Ein knappes Dutzend von Wis- senschaftsjoumalisten aus Europa, Lateinamerika und Afrika beschloß, den „Club of Vienna“ ins Leben zu rufen, mit der Aufgabe, die Kommunikation der Wissenschaft für die Gesellschaft zu fördern. Es lag auch nahe, daß ibf - Boß Hugo Obergottsberger, bewährter Sprecher der österreichischen Wissenschaftsjoumalisten, von den ausländischen Kollegen einstimmig zum Präsidenten ak- klamiert wurde. War doch schon 1974 die „Salzburger Deklara

tion“ der europäischen Wissenschaftsjournalisten und in diesem Jahr die Durchführung der Laxenburger Tagung seiner Initiative zu verdanken gewesen.

Hatte der Club of Rome die Sorge um die Zukunft der Welt mit - Blick auf ihre materiellen (später auch intellektuellen) Ressourcen bewegt, so hat sich der „Club of Vienna“ die Frage vorgenommen, wie er durch die Verbesserung der Kommunikation zur Integration der Wissenschaft in der Gesellschaft und damit zur Lösung der anstehenden Weltprobleme mithelfen kann.

Das gilt vor allem m Richtung auf die Dritte Welt, wo vielfach weder im universitären, noch im Medienbereich die Voraussetzungen zur Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft gegeben sind. Man wird aber wohl auch dort in der „alten Welt“ anregend wirken müssen, wo durch die traditionelle Vorherrschaft von Naturwissenschaft und Technik in einer funktionierenden 'Wisserischaftsberichter- stattung der Blick auf die Ganzheit menschlicher tth'd; gösblll schaftlichen Lebens verloren zu gehen droht.

„Fliegende Seminare“ in Entwicklungsländern sollen Regie- rungs-, Universitäts- und Medienverantwortliche über die Notwendigkeiten und Möglichkeiten einer breiten Berichterstattung aus den Bereichen der Wissenschaft informieren. „Workshops“ sollen geeignete Methoden entwickeln. Der „Club of Vienna“ wird von sich hören lassen.

* Ihf- Informationsdienst für Bildungspolitik und Forschung, Wissenschaftlicher Nachrichtendienst in Wien.

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