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Abgesicherte Prognosen?

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Die Klesheim-Tagung des „Club of Rome“ war nicht unproblematisch

Am 4. und 5. Februar unternahm auf Schloß Kiesheim in Salzburg ein auserlesener Kreis durchwegs sozialistischer Politiker neuerlich den problematischen Versuch, die „Grenzen des Wachstums“ zu ziehen. Gastgeber dieser Veranstaltung war Bundeskanzler Kreisky, die Patro-nanz hat der „Club of Rome“ übernommen. Bruno Kreisky wurde mit dieser Veranstaltung die Gelegenheit geboten, sich fern vom heißen Boden Wien, wo ihm Zeitungskriege, der ÖGB-Präsident und ein herannahender Parteitag (der ihm möglicherweise die Ausnahme vom SPÖ-Altersparagraphen nur unter Schwierigkeiten gewähren wird) große Sorgen machen, in Salzburg zu erholen. Daß ihm diese Veranstaltung auch die Möglichkeit bot, sich im Salzburger Wahlkampf, wo ihn die SPÖ-Salzburg merkwürdigerweise kaum einsetzt, zu präsentieren, ist ein Nebeneffekt, der Bundeskanzler Kreisky zu Dank an Aurelio Pecoei, den Vorsitzenden des „Club of Rome“, verpflichten sollte.

Worum ging es auf Schloß Kiesheim? Um Probleme des Wirtschaftswachstums, um die Erhaltung der Rohstoffvorräte für zukünftige Generationen, eine harmonische wirtschaftliche und soziale Entwicklung, die Berücksichtigung der Qualität des Lebens, eine bessere Verteilung der Güter zwischen den Staaten und um Probleme der Bevölkerungspolitik. Am Abschluß der zweitägigen Konferenz wurde eine „Deklaration von Salzburg“ veröffentlicht.

Der äußerst große Themenkreis bot von Haus aus sehr wenig Hoffnung, daß zwei Tage in Salzburg genügen, auch nur partiell interessante Ergebnisse zu erzielen. Interessant wäre gewesen, wenn die Leute vom „Club of Rome“ im Licht der neuesten Entwicklung endlich einmal ihre (auch im Buch „Die Grenzen des Wachstums“ veröffentlichten) Untersuchungsergebnisse auf logisch abgesicherte Aussagen reduziert hätten. Dazu dürfte es aber wohl kaum kommen: jedenfalls schien in der Tagesordnung kein Punkt auf, der zu solchen Hoffnungen berechtigen würde. Interessant wäre ferner, wenn die Leute vom „Club of Rome“ endlich haltbare Aussagen zur Rolle der Entwicklungsländer machen würden. Die Forderung, eine Wirtschaftspolitik zu forcieren, die das „Nullwachstum“ zum ökonomischen Endziel erklärt, kann Entwicklungsländer von Österreich bis Ghana nicht befriedigen, auch wenn sie von noch so viel Untergangsstimmung getragen ist.

Möglicherweise ist dies ein wichtiger Grund dafür, daß im letzten Moment die Repräsentanten wichtiger Entwicklungsländer (Präsident Boumedienne von Algerien, Ministerpräsident Bhutto von Pakistan u. a.) ihre Teilnahme an einer Konferenz abgesagt haben. So blieben letztlich sieben Staatschefs von ursprünglich fünfzehn vorgesehenen Präsidenten und Ministerpräsidenten übrig: Präsident Echeverria von Mexiko, Ministerpräsident Leburton (Belgien), Premierminister Palme (Schweden), Präsident Seng-hor (Senegal), Ministerpräsident Uyl (Niederlande), Premierminister Tru-deau (Kanada) und Bundeskanzler Kreisky; ferner gastierte der ehemalige Präsident der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Celio.

Die innenpolitischen Hoffnungen, die Kreisky an die Veranstaltung geknüpft hat, dürften sich allerdings nicht erfüllen. Salzburgs Landeshauptmann Lechner weiß clever, wie man solche Veranstaltungen eigenen Vorstellungen unterordnet. Er begrüßte die ausländischen Gäste, sprach zu ihnen, ließ sie das Mozarteum-Duo genießen, zeigte ihnen die Prunkräume der Residenz, gab einen festlichen Empfang und verteilte Salzburger Keramiken als Erinnerungsgeschenke. Von der Teilnahme des SPÖ-Spitzenkandida-ten Steinocher ist selbst in der amtlichen „Wiener Zeitung“ nichts zu lesen. Es kann daher gar nicht verwundern, wenn man aus Salzburg hört, daß Steinocher über die ganze Veranstaltung bereits beredt klagt, und von einem „faulen Ei“, das ihm die Wiener gelegt hätten, spricht.

Aber das alles hat mit der „Club-of-Rome“-Sitzung recht wenig zu schaffen. Die Themenstellung ist offenbar zu anspruchsvoll, der Teilnehmerkreis relativ klein, unhomogen und für die besprochenen Probleme alles andere als repräsentativ.

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