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Hauptkämpflinie“ Afrika

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Die DDR leistet verstärkt Militärhilfe für verschiedene afrikanische Staaten. Aus gut unterrichteten Kreisen sind jetzt Einzelheiten über Waffenlieferungen der DDR an sowjetisch orientierte „Befreiungsbewegungen“ in Afrika bekannt geworden. Von der DDR unterstützt werden: FRELIMO (Mocambique), MPLA (Angola), ANC (Südafrika), ZAPU (Rhodesien) und die SWAPO (Südwestafrika). In Volksarmeeschulen erhalten gegenwärtig 240 FRELIMO- und 135 MPLA-Angehörige eine militärische Ausbildung.

Auf Anordnung Moskaus mußten vor allem die DDR, Ungarn und die Tschechoslowakei die Ausbildung von Offizieren der sowjetfreundlichen Länder der Dritten Welt übernehmen. Für diese Zwecke wurden in der DDR zwei Ausbildungszentren gebildet. Sie befinden sich nördlich von Magdeburg und in den militärischen Ausbildungsplätzen bei Neustrelitz und Brandenburg. Zur Zeit sind es vor allem Offiziere aus Syrien, . Libyen und Angola, die in der DDR an zweijährigen Ausbildungskursen teilnehmen. In diesem Zusammenhang wurde aber auch bekannt, daß sich in den DDR-Ausbildungsstätten auch Mitglieder der Palästinenserorganisationen aufhalten.

Wie weiter aus zuverlässiger Quelle zu erfahren war, werden die farbigen Offiziere in den DDR-Ausbildungszentren von hohen Militärs der NVA geschult. Alle Auszubildenden tragen Uniformen der DDR-Streitkräfte. Der Schwerpunkt der militärischen Ausbildung liegt auf dem Gebiet der Waffenkunde. Dabei werden die farbigen Offiziere zunächst mit jenen Waffen vertraut gemacht, die das SED-Regime an die sowjetfreundlichen Länder der dritten Welt liefert. Hiebei handelt es sich um Schnellfeuergewehre, Panzerkampfwagen, leichte Geschütze und Nachrichtengeräte. Die Ausbildung erfolgt nach eiriem Ausbildungsplan, der in Moskau entworfen wurde. Neben der militärfachlichen Ausbildung erhalten die farbigen Soldaten auch militärpolitischen Unterricht.

Schon vor Jahren hatte die DDR in verschiedenen afrikanischen Staaten Fuß gefaßt und so auf ihre Weise „Entwicklungshilfe“ geleistet. Seit 1970 schulten beispielsweise 900 Ausbilder der „Gesellschaft für Sport und Technik“ (GST) — eine von Armeeoffizieren angeführte halbmilitärische DDR-Organisation — in Angola Jugendliche. Zum Ausbildungsprogramm gehörten Schießen, Fliegen, Funken und Fahren. Auch auf der Militärakademie „Friedrich Engels“ in Dresden waren in den vergangenen Jahren nicht selten afrikanische Militärs zu Gast. Auch sorgten DDR-Polizisten, zusammen mit ihren GST-Kollegen, für eine Unterwanderung der Polizei in Angola.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt hält es nun Ost-Berlin für unbedingt erforderlich, den sowjetisch orientierten „Befreiungsbewegungen“ in Afrika beizustehen. Gemeinsam mit der Sowjetunion entsendet die DDR Waffen und anderes Kriegsmaterial in die afrikanischen Krisengebiete. Erst in jüngster Zeit wurden im Hafen von Luanda zwei Frachter aus der DDR gesichtet, die Kriegsmaterial nach Angola brachten. Wie aus zuverlässiger Quelle zu erfahren war, zeigten die Schiffe die DDR-Flagge und hatten Panzer, Lastwagen und große Kisten an Bord, in denen Munition vermutet wurde.

Die Ostberliner Militärführung hat jetzt erklärt, daß neben der Sowjetunion, die den Hauptanteil der militärischen Hilfe der sozialistischen Staaten für die afrikanischen und arabischen „Befreiungsbewegungen“ trage, auch die DDR und ihre Armee „ihren Beitrag auf militärpolitischem Gebiet zur Unterstützung des Kampfes der afrikanischen und arabischen Befreiungsbewegungen“ leisteten. Die SED und die Regierung der DDR berücksichtigten dabei auch in der Militärpolitik, „daß man der aggressiven Politik des Imperialismus nur dann erfolgreich entgegentreten und ihr die gebührende Niederlage bereiten kann, wenn die sozialistische Staatengemeinschaft einheitlich und geschlossen auftritt und handelt“. Ihren hauptsächlichen Beitrag zur Unterstützung des Kampfes der afrikanischen und arabischen Völker leiste die DDR vor allem an der militärischen Hauptkampflinie zwischen Sozialismus und Imperialismus in Europa.

Unterdessen ist in der DDR eine umfangreiche Spendenaktion zur Unterstützung des afrikanischen und arabischen „Befreiungskampfes“ angelaufen. In den Betrieben, Behörden, Schulen und auf dem Lande wird Geld für die afrikanischen und arabischen Guerilla-Verbände gesammelt. In politischen Veranstaltungen propagiert die SED die Notwendigkeit der aktiven Unterstützung afrikanischer und arabischer „Befreiungsbewegungen“.

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