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In den Schulen ist Schießen Pflichtfach

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Ungeachtet der Entspannungstendenzen in Europa soll in der DDR die Militarisierung der Jugend weiter vorangetrieben werden. Die vom DDR-Verteidigungsministerium herausgegebene Zeitschrift „Militärwesen“ bezeichnete den Ausbau der Wehrerziehung und vormilitärischen Ausbüdung als dringend notwendig. Künftig sollen alle Jugendlichen „umfassender und gründlicher“ als bisher vormilitärisch ausgebildet werden.

Zunächst sollen die Jugendlichen in der DDR eine gründlichere Schießausbildung als bisher erhalten. Wie in diesem Zusammenhang aus zuverlässiger Quelle zu erfahren war, sehen die vom 1. Jänner 1977 an geltenden Programme für die vormilitärische Grundausbüdung und die vormilitärische Ausbüdung eine „erweiterte“ Schießausbüdung vor. Zugleich soll die „wehrpolitische Büdung“ innerhalb der vormüitärischen Ausbüdung verstärkt werden.

Die Eltern in der DDR sollen diese „sozialistische Wehrerziehung“ ihrer

Kinder durch Schule und gesellschaftliche Organisationen künftig mehr unterstützen. Das verlangte die Rostok- ker „Ostsee-Zeitung“. Eine der wichtigsten Aufgaben der Eltern sei es, alles zu tun, damit die Kinder und Jugendlichen schon sehr früh die Einsicht gewinnen, der Dienst in der NVA oder in anderen bewaffneten Einrichtungen der Landesverteidigung sei „notwendige und ehrenvoüe Pflicht jedes Bürgers unserer Republik“. Das SED-Blatt forderte die Eltern auf, regelmäßig müitärpolitische Gespräche mit ihren Kindern zu führen. Auch mit den Kleinkindern, so betonte die „Ostsee-Zeitung“, müsse „über Fragen der Verteidigungsbereitschaft“ gesprochen werden. Die SED-Zeitung wies in diesem Zusammenhang die Auffassung der Eltern zurück, sozialistische Wehrerziehung sei lediglich für Knaben wichtig, auch Mädchen müßten ihren Beitrag zum Schutz der Republik in den Einrichtungen der Zivü- verteidigung leisten.

Wie die Mädchen ihren Beitrag zur

Stärkung der Verteidigungskraft der DDR leisten können, wird gegenwärtig von FDJ-Funktionären lautstark propagiert: Sie sollen die jungen Burschen in ihrem Entschluß stärken, Offiziere oder Soldaten auf Zeit zu werden.

Die Kinder in der DDR schließlich sollen in verstärktem Maße mit Waffen und müitärischen Gerät vertraut gemacht werden. Der Ostberliner Rundfunk hat jetzt bestätigt, daß die Schüler in der DDR verpflichtet sind, an der vormüitärischen Ausbüdung teüzun- ehmen und daß Nichterscheinen bei den Übungen als unentschuldigtes Fehlen im Unterricht gewertet wird. SED-Funktionäre bezeichnen es immer wieder als notwendig, unter den Kindern den Gedanken zu vertiefen, daß der Frieden um so gefestigter und stabüer sein werde, je mehr er müitä- risch gesichert sei. Zu diesem Zweck soll den Kindern die „Unmenschlichkeit und Brutalität“ des Imperialismus verdeutlicht werden.

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