Wenn schon eine Geschäftsführung dies nicht tut, muß hier das Kinopublikum öffentlich gewarnt werden: Vorsicht bei Filmtiteln! Es hat sich in dieser Branche seit einiger Zeit der Brauch eingebürgert, ältere Filme, die wiederaufgeführt werden, mit neuen Titeln zu schmücken, so daß der gutgläubige und nicht unbedingt sachverständige Kinobesucher glaubt (glauben muß), es handle sich um einen neuen Film! So tief ist also diese Branche schon gesunken ... Und daher sei vor „Louis, das Schlitzohr“ gewarnt — der Film hieß einmal „Scharfe Sachen für Monsieur“ — und „Oscar, der Ko-rinthenkacker“ (wie schön und geschmackvoll!) hieß früher nur „Oscar“ — und schließlich „Zwei dufte Typen“. Sie waren noch vor drei Jahren „Vier schräge Vögel“... Muß das wirklich sein?
Was kann man sich also diese' Woche im Kino ansehen? Bestenfalls die Wiederaufführung des Jules-Dassin-Films aus dem Jahr 1947 „Zelle R 17“, die beweist, daß gute Filme nicht altern, auch wenn Jahrzehnte vergehen. Und dies ergibt auch eine gute Überleitung für die Empfehlung, sich die Ausstellung und Retrospektive „Meister der Regie“ im alten Schloß von Laxen-burg anzusehen, die an diesem Wochenende Erich von Stroheim gewidmet ist. Und zwar ist am Freitag, dem 8. August, um 16.30 Uhr „The Merry Widow“ (Die lustige Witwe) mit John Gilbert und Mae Murray aus dem Jahr 1925 zu sehen, am Samstag, dem 9. August, um 14.30 Uhr „Greed“ aus dem Jahr 1924 ; und, hierauf zwei Filme, , in denen_ von Stroheim nur mitspielte: um 16.30 Uhr Billy Wilders grandioser .ßoulevard der Dämmerung“, 1950, und am Sonntag, dem 10. August, um 14.30 Uhr in der französischen Fassung Jean Renoirs „La Grande Illusion“, dann um 16.30 Uhr noch einmal „Sunset Boulevard“. Alle diese fünf Filme sind klassische Meisterwerke der Filmgeschichte. Man vergleiche damit einmal das Kinoprogramm, das Österreichs Filmverleiher uns 1975 bescheren!
