Katzenjammer in Albanien

Es war sicher ein Fehler der demokratischen Partei, der ersten Oppositionspartei in Albanien überhaupt, daß sie vor den Wahlen lauthals verkündet hatte, sie werde mit etwa 80 Prozent der Stimmen gewinnen. Sie hatte vergessen, mit der Angst der Menschen zu rechnen - Angst vor einer ungewissen Zukunft in einerneuen poütischen Ära.

Es wäre sicherlich ein großer Fehler der Kommunistischen Partei, wenn sie ihren großen Wahlsieg vom Ostersonntag so auslegte, daß sie zu den Methoden des Schaltens und Waltens im Lande vor der Reformwelle zurückkehren sollte und könnte. Trotz der Niederlage der Opposition hat der Wille zur Demokratie gesiegt, denn auch Ramiz Aua an der Spitze des zur Liberalität geneigten Flügels seiner Partei hatte politischen Pluralismus,

Marktwirtschaft und den Weg nach Europa versprochen.

Es ist aller Wahrscheinlichkeit nach - wenn der Katzenjammer vorüber ist - gar kein so großes Malheur, daß die Kommunisten in diesem Moment die Macht behalten werden - weniger davon wäre allerdings besser gewesen. Die Aufgaben, die dem Land bevorstehen, sind derart riesengroß, daß die Verantwortung für ihre Lösung höchstwahrscheinlich für die vollkommen unerprobte Opposition allzu schwer gewesen wäre.

Sicher ist, daß die heute siegreichen Kommunisten anders sein müssen als sie vorher waren. Sie wissen nicht weniger genau als die Opposition, daß Albaniens Weg nach Europa lebenswichtig und deshalb unumkehrbar ist.