6997272-1987_13_12.jpg
Digital In Arbeit

Kennen Sie „JA"?

Werbung
Werbung
Werbung

Mit dem 10. März erschien zum erstenmal die vom Springer-Verlag neu herausgegebene Illustrierte „JA". Sie wird vom Verlag als Zeitungsillustrierte bezeichnet, soll wöchentlich jeweils am Dienstag erscheinen und die Aktualität einer Zeitung mit der Farbe und Lebendigkeit einer Illustrierten verbinden.

Die ersten beiden Nummern werden im Verschleiß 50 Pfennig kosten, danach liegt der Preis bei zwei DM. Die Startauflage betrug drei Millionen. Mit dieser Aktion will der Springer-Verlag in das Leser-Reservoir der vier klassischen deutschen Groß-Illustrierten „Stern", „Bunte", „Neue Revue" und „Quick" eindringen, die seit 1983 an ständigem Auflagenschwund leiden.

Besonders kraß waren 1983 die Verluste beim „Stern", es war das Jahr der „Hitler-Tagebuch-Affäre", unter der offenbar alle Illustrierten an Vertrauen verloren hatten. Aber der Schwund hat auch andere Gründe, das jüngere und vor allem das sogenannte „kritische" Publikum greift immer mehr zu neuen Illustrierten-Typen, wie sie sich vor allem in den zahlreichen Stadtillustrierten zeigen.

Diese - sehr oft in Kombination mit Programm- und Billig-An-zeigenblättern — haben sich in Großstädten und Ballungszentren durchaus einen eigenen Markt erobert. Politisch stehen sie überwiegend positiv zur Grün-Alternativen Bewegung, so daß man manche von ihnen fast schon als „Parteizeitungen" der Grünen bezeichnen kann.

Darüber hinaus ist bei diesen Blättern auch eine hedonistische Grundlinie anzutreffen, die leicht ins „Schicki-Mickitum" abgleitet. Dazu gehört zum Beispiel die von dem Österreicher Markus Peichl gemachte Illustrierte „Tempo".

Den Versuch, den „Wiener" mit einer eigenen bundesdeutschen Ausgabe von München aus auf dem überregionalen Zeitungsmarkt zu etablieren, dürfte trotz eines hohen Werbeaufwandes gescheitert sein. Im Gegenteil, es entstanden nur weitere Kopien davon, wie etwa der „Kölner".

In dieser Situation will nun der Springer-Verlag mit seiner Illustrierten „JA" hineinstoßen, nachdem er vor einiger Zeit mit seinen beiden Neugründungen „Bild der Frau" und ,Auto-Bild" auf dem Markt Erfolg hatte. Chefredakteur wurde Peter Koch, der seinerzeit als Chefredakteur des „Stern" 1983 über die Hitler-Tagebuch-Affäre stolperte.

Abgesehen davon ist die Wandlung interessant. Vom „linken" „Stern" zum „rechten" Springer-Verlag, was wiederum auf den

Zustand des deutschen Journalismus ein besonderes Licht wirft.

Ob es „JA" gelingen wird, einen Teil Tier abgewanderten Illustrierten-Leser aufzufangen, bleibt abzuwarten. Nach der Durchsicht der ersten Nummer sieht man sofort, daß politische Themen im herkömmlichen Sinne völlig fehlen. Damit scheint aber jedoch eine Chance vertan worden zu sein, ein publizistisches Gegengewicht zu den linken Blättern „Stern" und „Spiegel" aufzubauen, nachdem ansatzweise Versuche bei der „Bunten" und bei

„Quick" auf diesem Gebiet gescheitert sind.

So ist nach dem ersten Eindruck die neue Illustrierte „JA" nur auf einer Stufe höher im Niveau als die „Regenbogenpresse", dafür etwas aktueller und flotter gemacht sowie ohne Gesellschafts-beziehungsweise Adelsklatsch.

Wie von der Springer-Verlagsleitung gegenüber der FURCHE bestätigt wurde, sind für den österreichischen Markt keine besonderen Werbemaßnahmen geplant, ebenso keine eigene Österreich-Ausgabe.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung