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Digital In Arbeit

Hände weg vom Sonntag!

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Was bedeutet uns der Sonntag? Ein Antrag zur Änderung des Arbeitsruhegesetzes, wonach der Kollektivvertrag „weitere Ausnahmen von der Wochenend- und Feiertagsruhe zulassen” kann, „wenn dies zur Verhinderung eines wirtschaftlichen Nachteils sowie zur Sicherung der Beschäftigung erforderlich ist”, wirft Fragen auf: Hängt die Sicherheit des Wirtschaftsstandortes und der Arbeitsplätze wirklich von mehr Sonntagsarbeit ab? Hat man die weitreichenden Folgen bedacht? Schütten hier nicht Leute, die lediglich auf Betriebsergebnisse schauen und den Menschen nur als Wirtschaftsfaktor betrachten, das Kind mit dem Bade aus?

Eine „Allianz zur Bettung des Sonntags”, der auf Initiative des Katholischen Familienverbandes Österreichs Vertreter der großen Kirchen, des ÖAAB, der Grünen und der Arbeitnehmer angehören, schlägt Alarm. Aus auf den ersten Blick verschiedenen Gründen. Es zeigt sich aber, daß gute religiöse Argumente mit berechtigten kulturellen, sozialen oder humanen Anliegen meist im Einklang stehen.

Natürlich läßt sich manche Arbeit auch am Sonntag nicht vermeiden, aber für die Mehrheit, vor allem für viele Pendler, ist der Sonntag als die Möglichkeit von Kontakten mit Gleichgesinnten - bei Sport, Hobbies und nicht zuletzt im Gottesdienst - mit Freunden und Verwandten unersetzbar. Individuelle Freizeit irgendwann schafft weitere Vereinzelung in unserer Gesellschaft, nur möglichst viel gemeinsame Freizeit ermöglicht Begegnungen und Bindungen.

Gläubige der Ersatzreligion Markt werden das nicht verstehen, Politiker aber sollten es tun. Und einzeln sollten sie Farbe bekennen, wie sie es mit dem Kulturgut Sonntag halten, damit die Wähler wissen, was sie von ihnen zu halten haben. Übrigens: Wann werden nach der etwaigen Abschaffung des Sonntags gewisse Politiker ihre „Sonntagsreden” halten?

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