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Mauthe macht's möglich

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Wenn Schriftsteller sich in die Küche begeben, dann dichten sie Speisen. Chateaubriand hat sich um das Rind verdient gemacht, Günther Grass hatte sich mit dem Butt ausgiebig beschäftigt und nun kreiert Jörg Mauthe eine ganze kulinarische Stilrichtung, Neue Wiener Küche genannt. Das Neue an ihr ist die Entdeckung des Alten, des Verschütteten und Vergessenen, des Deformierten. Mehr Natur und weniger Gekünsteltes! - so lautet die Parole. Die Früchte der Jahreszeit sollen die Speisekarte beherrschen; Eßkultur soll vernünftig sein, findig und würdevoll, soll sowohl den klebrigen Einbrenn wie die Öde modisch aufgeputzter Speisen überwinden.

Zehn Wiener Gasthäuser haben sich der Bewegung angeschlossen. Schon durfte man ihre Kreationen kosten. Schon stehen sie auf den Speisekarten. Die Erneuerung schreitet hurtig voran.

Zur Reform der Eßkultur soll sich demnächst eine Aktion zur Errettung und Wiederbelebung der alten Wiener Volksmusik gesellen. Nicht nur Heurigenlokale gibt es, in denen nun das lebendige Musizieren sorgfältiger gepflegt werden soll, sondern auch manche Kaffeehäuser der Vorstadt. Jörg Mauthe erdichtet nicht nur anze Speisefolgen, sondern auch musikalische Darbietungen samt Interpreten. Etwas Lichtes und Tröstliches erhellt die ersten winterlichen Tage in Wien.

wanderte er nach Jerusalem aus. Buber gilt heute als Urbild des deutschen Juden oder des jüdischen Deutschen. Das macht seine Popularität in der Bundesrepublik Deutschland aus wie auch manchen Vorbehalt von jüdischer Seite: Die Nazis hätten das jüdische Kapital arisiert, Buber den jüdischen Geist. Die in Wien zu Wort gekommenen internationalen Spitzenexperten haben recht: Martin Bubers umfangreiches literarisches Werk umfaßt drei unterschiedlich zu beurteilende Sparten. Seine Schriften zum dialogischen Prinzip sind bei den Philosophen so gut wie unbestritten; Bubers chassidische Dichtung und Deutung, großartig subjektiv, wird von der Judaistik mit Reserve aufgenommen; seine berühmte Übertragung des Alten Testaments ins Deutsche endlich, an der er rund 35 Jahre gearbeitet hat, wird von der jüdischen Bibelwissenschaft kritischer gesehen als z. B. von der protestantischen Theologie. Aber die sieben Referate und die dramatische Schlußdiskussion brachten binnen zwei Tagen mehr Klärung als manche einseitige Schrift pro und kontra Martin Buber.

EDWIN HARTL

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