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Menschengerecht

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Das im Wiener Rathaus kürzlich abgehaltene „Internationale Symposium für Stadterneuerung“ hatte sich zur Aufgabe gemacht, Wiens Bekenntnis zur „sanften Stadterneuerung“ — auch auf dem Hintergrund internationaler Vergleiche - in der Öffentlichkeit darzulegen. Die damit verbundenen Schwierigkeiten sollten schonungslos aufgezeigt, Kritik und Diskussion sowie der Vergleich mit anderen Städten sollten laut Eröffnungsrede von Bürgermeister Helmut Zük herausgefordert werden.

Die bisherigen Bemühungen der Stadt Wien auf dem Wege zur Stadterneuerung, der mit dem Wohnhaussanierungsgesetz 1984 begann, und die Schwierigkeiten auf diesem Weg wurden eingangs aufgezeigt. Uber Gebietsemeuerungen in England (Hans Harms), in Holland (Helga Fassbinder), in der BRD (Walther Hä-mer) wurde berichtet und über das Wiener Modell aus ausländischer Sicht (Jürgen Rosemann) referiert.

Verglichen mit diesen Beispielen schneidet Wien gar nicht so schlecht ab. Deutlich wurde, daß es kein gemeinsames Rezept geben kann, jede Stadt, sogar jeder Stadtteil, hat ein eigenes Gesicht und individuelle Problemstellungen und braucht andersartige Lösungen. Grundsätzlich aber besteht Einigkeit darüber, daß Instandsetzung vor Modernisierung, Modernisierung vor Abbruch und Neubau stehen sollen.

Stadterneuerung sollte sich von Wohnungspolitik zur Sozialpolitik weiterentwickeln. Die Mitwirkung der Betroffenen muß angeregt und gesichert werden. Gebietsbetreuungen wären verstärkt einzusetzen.

Diese Betreuungen sollen so organisiert sein, daß behörden- und kompetenzübergreifende Vorgangsweisen möglich sind. Außerdem scheint es notwendig — Helga Fassbinder wies darauf hin -, diese Betreuung auch nach Abschluß der Bauarbeiten weiterzuführen, um Fehlentwicklungen rechtzeitig abfangen zu können. Selbsthilfe und Mieterinitiativen müßten gestärkt und gefördert werden.

Die wichtigsten Bereiche der Stadterneuerung - Bedarf, Finanzierung, Förderungsverfahren, Mieterbeteüigung und Stadtgestaltung — wurden in entsprechenden Arbeitskreisen, unterstützt von Fachreferaten, diskutiert. Dabei wurde das Fehlen einer umfassenden Strategie bedauert und eine stärkere Einbindung der Experten gefordert. Der Informationsfluß für die Betroffenen müßte verstärkt werden, gesetzliche Hürden und Verfahrensweisen sollten vereinfacht werden. Mehr Flexibilität sei anzustreben, Mitarbeit und Mitspracherecht der Bürger sei eine wichtige Voraussetzung. Randgruppen - Gastarbeiter, alte und sozial schwache Menschen — sollten besser berücksichtigt werden.

Patentlösungen gibt es nicht, bei der Stadterneuerung geht es nämlich auch um Menschen, und echte Lösungen können nur mit ihnen gemeinsam entwickelt werden.

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