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Nicht als Dekor

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Gustav Troger, 1951 im steiri-schen Kohlschwarz geboren, hat den Beruf des Kunstschlossers erlernt, sein „Einstieg in die Kunst“ erfolgte dennoch nicht über das Material Stahl - den Otto-Mauer-Preis erhielt er für eine dreiteilige Stahlplastik -, sondern über die Malerei. „Quer durch die Kunstgeschichte“ hat er sich im Kopieren von Gemälden „heraufgearbeitet“, meist anhand von Büchern, denn vom Kunst- und Kulturbetrieb liegt sein obersteirischer Heimatort weit ab.

„Anfangs habe ich bemalte Objekte gemacht, die frei im Raum hingen, 1980 hat das angefangen,

sie waren eine Art Mobile, Leinensäcke mit Papier gefüllt und bemalt“ schildert Troger, der keinen Lehrer und erst später kunstverständige Berater hatte, den Beginn seiner künstlerischen Laufbahn.

1980 übersiedelt er nach Graz, und dort begann seine Beteiligung an Ausstellungen, an Wettbewerben, im Kulturzentrum bei den Minoriten, in der Neuen Galerie waren seine Werke zuerst zu sehen. 1980 erhielt er einen der

steirischen Kunstpreise, 1982 den Landeskunstpreis, besonders Wilfried Skreiner von der Neuen Galerie förderte und begleitete nun Troger. 1981 hat er die Schlosserei aufgegeben, seither lebt er als freischaffender Künstler. „Eineinhalb Jahre hat mir ein deutscher Sammler monatlich ein Gehalt gezahlt“, erzählt Troger -eine Form modernen Mäzenatentums.

Die Werkgruppen der Molino-oder Leinen-Mobiles hat Troger vor eineinhalb Jahren abgeschlossen. Durch diese Mobües seien aber seine Stahlplastiken beeinflußt, die konträren Materia-len hätten sein Empfinden für deren unterschiedliche Möglichkeiten wachsen lassen. Heute arbeitet er hauptsächlich in Stahl und malt dazugehörige kleine Bilder. Diese seien aufeinander bezogen, stünden in Spannung zueinander, aber jedes der Werke könne auch für sich allein stehen.

Ende November geht Troger für

drei Monate nach Los Angeles, wo er schon einmal eine Ausstellung hatte - „steirischer herbst“ -, Intendant Peter Vujica hat diesen Aufenthalt in Form eines Künstleraustausches vermittelt.

Welchen Bezug hat Gustav Troger zum Religiösen, zur Kirche? Natürlich sei er in der christlichen Tradition aufgewachsen, ob er religiös sei, könne er selbst nicht sagen, das müsse in seinen Arbeiten spürbar werden. Zu diesen Arbeiten zählt unter anderem der Altar in der Grazer Stiegenkirche, eine mehrteilige Stahlplastik. Aus Anlaß des Steirischen Katholikentages 1981 seien zehn Künstler eingeladen worden, für die Innenausstattung von drei Kirchen Entwürfe zu liefern, sein Altarentwurf sei ohne Änderungswünsche ausgeführt worden.

Änderungswünsche sind für Troger ein heikles Thema. „Ein Werk für die Kirche scheitert unter Umständen an der demokratischen Vorgangsweise in den Pfarrgemeinden“, kommentiert Troger die Ablehnung seines Altarentwurfes für die Kirche in Graz-Ragnitz, einen Neubau nach Entwürfen der Architekten Michael Szyskowitz und Karla Kowalski. „Ich möchte nie solch eine

unangenehme Auftragskunst machen !“ meint er zu dem nun ausgeführten Altar. Viele Künstler lieferten dann ein „dekoratives Möbel“ ab, mit dem die Leute zufriedener seien, weil es nicht unangenehm, nicht provozierend wirke.

Im oststeirischen Feldbach habe-er eine andersgeartete Erfahrung gemacht. Einen aus dem Jahr 1965 stammenden Kirchturm aus Beton habe er — im Einvernehmen mit dem Pfarrer und gegen die Bevölkerung und das Urteil der Ortsbildpfleger - mit starken Farben bemalt - „eine musikalische Arbeit“. Erst langsam wird der bunte Kirchturm von den Einheimischen akzeptiert.

Nicht jegliches Kunstwerk eigne sich für den kirchlichen Raum, trotzdem sei es sehr wichtig, daß die Kirche nicht „scheinheilige Auftragskunst“ fördere, sondern ihren Teil zum Zustandekommen von Werken beitrage, die dem künstlerischen Anspruch der Zeit gerecht würden. Für diese Intention ist der alljährlich verliehene Otto-Mauer-Preis ein Zeichen. Er habe Otto Mauer nicht mehr persönlich gekannt, aber bei der Überreichung des Preises habe er an dessen Offenheit und Weitblick gedacht.

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