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Die bittere Lektion für die Kurden

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Saddam Hussein hat es wieder einmal mit seinem liebsten Spiel versucht: den Amerikanern (und dem Westen) auf der Nase herumzutanzen. Wie weit darf ich gehen, ohne daß der Mann im Weißen Haus zur saftigen Ohrfeige ausholt? Und wieder einmal ist Saddam zu weit gegangen. Obwohl dem US-Präsidenten die Hand zur Zeit gewiß nicht locker sitzt, ging Dienstag früh die Meldung über einen amerikanischen Vergeltungsschlag um die Welt.

Bei Saddam Hussein darf man annehmen, daß die „Ohrfeigen" auch diesmal zumindest einkalkuliert, wenn schon nicht um des Märtyrereffekts im eigenen Lande willen gezielt provoziert waren. Das wissen auch die Amerikaner, und dies mag mit ein Grund für die vorerst zögerliche Haltung Washingtons gewesen sein. Wichtiger war freilich etwas anderes: Saddam-prügeln kommt zwar gut an, doch daß man sich darob in Teheran die Hände reibt, ist ein ebenso unerwünschter wie unvermeidbarer Nebeneffekt. Politik - amerikanische zu -mal - wird immer mühsam, wenn die „Guten" und die „Bösen" nicht eindeutig zu benennen sind ... In Wahlkampfzeiten fallen solche Entscheidungen naturgemäß noch schwerer; letztlich schien das „Stärke-zeigen" dem Kandidaten Clinton dann doch unverzichtbar und verdrängte die Angst vorm Applaus aus der falschen Ecke.

Bald könte man vergessen haben, daß hinter der jüngsten Eskalation eigentlich ein blutiger Kampf rivalisierender Kurdenparteien in der nordirakischen UNO-Schutzzone steht. Deren Fanatismus und Unversöhn-lichkeit hat sie zu Instrumenten in den Händen der Mächtigen in Bagdad und Teheran gemacht. Und in der Türkei wird man ohnedies schon immer erkannt haben, daß die Kurden zur Autonomie nicht fähig sind.

Was UNO-Schutzzonen wert sind, wußte man bereits. Daß in ihnen lebende Menschen ihren Widersachern bis zur Selbstaufgabe in die Hände spielen, ist eine andere, vielleicht noch bitterere Lektion.

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