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Digital In Arbeit

Wo steht die Gewerkschaft?

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Der Mitgliederstand einer Gewerkschaft spiegelt eine Reihe von Entwicklungstendenzen wider, vor allem jene der jeweiligen Arbeitsmarktlage, aber auch der oft emotional bestimmten Beziehung der Arbeitnehmer zu ihrer Interessenvertretung.

Am 3. Dezember 1962 hatte der ÖGB 1,518.096 Mitglieder, davon 71,5 Prozent Männer. Der Anteil der Frauen daran ist also geringer als ihr

Anteil an der Gesamtzahl der Beschäftigten, waren doch im Jahresdurchschnitt 1962 36,5 Prozent der Arbeitnehmer Frauen.

Gegenüber Dezember 1961 hat der Mitgliederstand um 92 Personen zugenommen. Einem Zuwachs bei den Männern in der Höhe von 532 steht ein Abgang bei den weiblichen Mitgliedern von 440 gegenüber. Anderseits hat sich im Jahresdurchschnitt 1962 das österreichische Arbeitskräftepotential bei den Männern um 3 535 erhöht und bei den Frauen im Rahmen der Ausschöpfung von Arbeitskraftreserven um 11.111.

Das Volumen der Arbeitskräfte (Beschäftigte und vorgemerkte Arbeitslose) betrug im Berichtsjahr 2,422.113 (davon 107.579 Arbeitslose). Von den Arbeitskräften sind 62,7 gewerkschaftlich organisiert, eine außerordentlich hohe Organisationsquote etwa gegenüber jener der deutschen Bundesrepublik, in der nur ungefähr ein Drittel der Arbeitnehmer in den Gewerkschaften steht.

Die müden Neuen

Der relative Rückgang der Zahl der Gewerkschaftsmitglieder seit 1962 hängt vor allem damit zusammen, daß sich die neu in den Arbeitsprozeß Eingegliederten weder in einem Beruf noch in einer Berufsorganisation allzulange binden wollen. Dazu kommt noch die „Gewerkschaftsmüdigkeit“ eines Teiles der Arbeitnehmer; sie meinen, daß man sich bei Vollbeschäftigung und selten gewordener Arbeitskraft auch ohne Zuhilfenahme der Maklerdienste der Gewerkschaften gut verkaufen könne.

Schließlich spielt auch die fortschreitende Verbeamtung des Arbeitsprozesses eine Rolle. Die Angestellten und Beamten sind nicht in gleicher Weise wie die Arbeiter geneigt, sich gewerkschaftlich organisieren zu lassen.

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