6935523-1983_08_12.jpg
Digital In Arbeit

Papstklischee

Werbung
Werbung
Werbung

Es ist sicher nicht leicht, eine so dominierende Persönlichkeit wie Papst Johannes Paul II. in einer umfassenden Analyse darzustellen, ohne daß einem die darzustellende Person und die Zeit inzwischen davonläuft. Albert Krims bemüht sich, eine bis zum Redaktionsschluß des Buches umfassende und überwiegend faire Wiedergabe der Aussagen des Papstes auf seinen Reisen und zu ausgewählten Sachgebieten des politischen und sozialen Lebens (Enzykliken, Friedensfrage und Europa) zustande zu bringen.

Daß es dabei nicht möglich ist, die Reisen des Jahres 1982 und deren spezielle Akzente sowie Aussagen bei anderen Anlässen zu berücksichtigen, ist dem Autor wohl nicht vorzuwerfen, hätte aber vielleicht doch zu anderen Schlußfolgerungen geführt.

Vielleicht. Denn der Mangel des Buches liegt vor allem in den vorgefaßten und verkürzten Schlußfolgerungen. Weil der Papst sein muß, wie es dem Bild vom konservativen polnischen Papst entspricht, wirft der Autor ihm gerade sein Selbstverständnis als Missionar vor, wie wenn dies nicht gerade ein entscheidender Faktor seiner Aufgabe als Papst wäre. Zum anderen werden dem Papst politische Zielsetzungen unterstellt (z. B. Europakonzept), dann wird ihm aber wieder vorgeworfen, daß er keine konkreten Mittel für die Durchsetzung politischer Ziele vorschlägt.

Besonders billig gegenüber den positiven Ansätzen des analytischen Teils des Buches sind die indiskutablen Schlußfolgerungen, die nur auf Vereinfachungen und Klischees hinauslaufen und sich weitgehend mit altbekannten Reizthemen gegenüber der Kirche und dem Papst beschränken: Kirche und Geld, Papst als Showmaster, Papst als Gallions-figur besonders konservativer Wirtschaftskreise.

Die Zeugen des Autors — der nicht gerade im besten Einvernehmen mit seinen bischöflichen Kollegen stehende Weihbischof Grimic und der aus dem Amt geschiedene frühere Theologieprofessor Mynarek — dürften wohl kaum geeignet sein, die Glaubwürdigkeit der Schlußfolgerungen zu erhöhen.

Es ist schade, daß dieses Buch, das zwar den Versuch unternimmt, in der Analyse das Objektiv scharf einzustellen, letztlich von einer völlig einseitigen Betrachtungsweise nicht loskommt.

WOJTYLA. Programm und Politik des Papstes. Von Adalbert Krims. Pahl-Rugenstein Verlag, Köln 1982. öS 112,50.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung