Staatsbürgerschaft: Wer will mich?

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Brigitte Quint glaubt, die Deutschen hätten sie als Staatsbürgerin lieber los. Über Herkunft, Wohnort und alles, was dazwischen liegt.

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Brigitte Quint glaubt, die Deutschen hätten sie als Staatsbürgerin lieber los. Über Herkunft, Wohnort und alles, was dazwischen liegt.

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Die Staatsbürgerschaft... Ich für meinen Teil wehre mich gegen die österreichische. Ich habe einen deutschen Pass und den will ich auch behalten. Aus sentimentalen Gründen. Ich meine, was bleibt mir denn sonst noch von meiner Herkunft? Die Sprache ist es nicht. Nach 14 Jahren Wien gebe ich einen Mischmasch aus Hochdeutsch und Bayerisch, gespickt mit österreichischem Singsang von mir. Und überhaupt: Wer in Österreich lebt, arbeitet, Kinder hat, der ist gezwungen, einzutauchen in das hiesige System. Da kann man noch so hängen an seiner Heimat.

Ich vermute mal, wenn ich wollte, bekäme ich die Staatsbürgerschaft. Bis auf die Tatsache, dass ich auf meine deutsche nicht verzichten will (und das müsste ich), erfülle ich alle Kriterien. Ich bin lange genug da, arbeite brav, und kriminell bin ich auch nicht. Noch nicht. Wer weiß, was die Zukunft bringt.

Aber: Gesetzt den Fall, ich stammte aus einem Schurkenstaat oder ich würde auf mein Herkunftsland aus welchem Grund auch immer pfeifen – dann würde ich diese Staatsbürgerschaftsdebatten schon kritischer sehen. Allen voran, weil ich auch für mein Kind wollte, dass es hier Fuß fassen kann. Die Gretchenfrage lautet: Was wollen eigentlich die Regierenden? Stichwort „Fuß fassen“. Wer sich zugehörig fühlt, angenommen wird an dem Ort, an dem er lebt, der ist doch ein Gewinn für die Gemeinschaft.

Ich wiederum wurstele mich weiter als Deutsche durch den österreichischen Alltag. Von der absurden Wartezeit bei der Botschaft bis hin zu einem ambivalenten Pensionsanspruch – die Fixierung auf das Deutschtum bringt mir ja im Grunde nur Scherereien. Die Deutschen, so glaube ich, hätten mich lieber los.

Pustekuchen! Ich gebe nicht nach, weder dort noch da.

Lesen Sie auch die Quint-Essenz " A weng ausgflippt" oder "Allora andiamo!".

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