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Seelische Abgründe

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Die 1976 von Hermann Prey gegründete „Schubertiade Hohenems" trägt dieses internationale Markenzeichen noch immer, obwohl heuer schon zum zweiten Mal alle 40 Veranstaltungen in Feldkirch stattfinden. Diese größte „Schubertiade", die es je gab, bringt aber nicht nur Masse, sondern auch die erwartete Exklusivität für die erwarteten rund 20.000 Besucher aus aller Welt. Etwa mit dem ungarischen Pianisten Andräs Schiff, der zum erstenmal in seiner Karriere in sechs Konzerten alle 18 vollendeten Klaviersonaten Schuberts spielt. Ein gewaltiges Unterfangen, mit dem man der gestiegenen Bedeutung dieser Werke Rechnung tragen will. Schiff ist ein vergeistigter Schubert-Interpret, alles ist bei ihm kontrolliert und kultiviert und dennoch ungemein spannend.

Ein echter Schubert-Revolutionär dagegen gestaltete anstelle des erkrankten Alfred Brendel das Eröffnungskonzert: Der bis vor zwei Jahren im Westen unbekannte und jetzt als Klavierwunder gefeierte Exilrusse Anatol Ugorski stellte bei seinem ersten Österreich-Konzert die Musik (Beethovens „Diabelli"-Variationen und Schuberts „Wandererfantasie") in extremen Tempi und gewaltiger Dynamik glatt auf den Kopf.

Sonst am Beginn erwähnenswert: Ein indisponierter Uwe Heilmann und eine großartige „Schubertiade"-De-bütantin Barbara Hendricks, ein Dietrich Fischer-Dieskau, der auch mit 67 nichts von seiner Pianokultur eingebüßt hat, und ein „Emerson String Quartet", das zusammen mit Einsprin-gerin Wu Han am Klavier (für Maria Joao Pires) ein „Forellenquintett" zelebrierte, wie man es auch hier noch kaum einmal erlebt hat.

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