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Jubilare, Debütanten, Einspringer

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Die zwanzigste Schubertiade Feldkirch, mittlerweile das weltweit größte Schubert-Festival, wurde mit einem Jubiläumskonzert beendet. Musikalisch gratulierte ein exzellentes Ensemble von Künstlern, die mit der Schubertiade groß geworden sind: Robert Holl etwa oder der Pianist Andräs Schiff. Peter Schreier, kurz vor seinem 60. Geburtstag der Senior in der Runde, war als einziger seit dem Gründungsjahr 1976 dabei. Trotz seiner beiden eigenen Liederabende (Schuberts „Schwanengesang” und

Brahms'/Tiecks „Schöne Magelone” mit Gert Westphal als Sprecher und Andräs Schiff am Klavier), bei denen sich Schreier stimmlich völlig ungetrübt in Hochform zeigte, wurde nicht er, sondern Dietrich Fischer-Dieskau heuer zur Zentralfigur dieses Festivals.

Seit Jahren als Sänger von der Bühne abgetreten, stellte Fischer-Dieskau in Feldkirch als freilich nicht ganz unumstrittener Dirigent am Pult der Ca-merata Salzburg Schuberts seltsam berührendes Oratorienfragment „Lazarus” zur Diskussion, zeigte eigene Bilder, las Literarisches und spielte zusammen mit Schiff vierhändig Klavier.

Bei einer „Großen musikalischen Akademie” der Schubertiade stand er anläßlich seines 70. Geburtstages im Mittelpunkt. Dazu waren unter anderem der scharfzüngige Loriot und das Scharoun-Ensemble aus Berlin mit einem speziell auf den Jubilar hin adaptierten „Karneval der Tiere” angereist.

Unter den Debütanten erregte heuer im besonderen die erst 23jähri-ge Wienerin Ingeborg Baldaszti mit einer ungemein reifen Deutung der „Wanderer”-Fantasie Aufsehen. Ein Werk, das Anatol Ugorski auch bei seinem sensationellen Debüt 1992 hier gespielt hatte und heuer geläutert wiederholte - eine Ausnahmeerscheinung am Pianistenhimmel.

Bei den Sängern glänzten der nach seinem verzagten „Müllerin”-Debüt vor zwei Jahren hörbar freier gewordene Tenor Christoph Pregardien, Olaf Bär mit einer durchgeistigten „Winterreise” und der 70jährige Startenor Nicolai Gedda als Einspringer für Brigitte Fassbaender. Sein Schubertiade-Debüt wurde zu einer berührend-nostalgischen Begegnung mit einer großen, nach wie vor intakten Stimme unseres Jahrhunderts.

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